Er erzähle keine Witze, sondern Geschichten, sagt Stand-up-Comedian Max Bernal auf der Bühne. Und von denen, die autobiografisch geprägt sind, hat er eine Menge zu bieten, denn seine Familie stellt ihn gleich vor mehrere Probleme: seine Ex, sein autistischer Sohn und sein dominanter Vater. Doch er selbst ist wohl sein größtes Problem.
Bobby Cannavale legt als Max einen großartigen Auftritt hin, nicht nur wenn er mit seiner schwarzhumorigen Selbstanalyse das Publikum im New Yorker Comedy Cellar zum Lachen bringt. Sein Max schwankt zwischen Hilflosigkeit und Selbstüberschätzung. Er kommt mit seinem Leben nicht zurecht und lehnt sich gegen jeden Widerstand mächtig auf.
Rose Byrne, die mir noch aus der köstlichen Komödie »Juliet, Naked« in bester Erinnerung ist, spielt Ehefrau Jenna. Sie neigt zu hysterischen Reaktionen, lebt mit Max in Scheidung und mit einem neuen Partner im Bernal-Haus, während Max wieder bei seinem Vater Stan eingezogen ist.
Der wird von Sohn und Enkel nur Pop-Pop genannt und von Robert De Niro bestens verkörpert. Den komödiantisch-bärbeißigen Rollen seines Karriereherbstes hat De Niro eine weitere hinzugefügt. Pop-Pop ist, als Max ein kleiner Junge war, von seiner Ehefrau verlassen worden, weil sie es mit ihm nicht mehr ausgehalten hat. Damals war er als Koch in Nobelrestaurants beschäftigt, und nachdem er dort wegen seiner aggressiven Art nicht mehr geduldet worden ist, verdient er sein Geld als Hotelportier. (Dass er dennoch in einem recht komfortablen Haus wohnt, ist vermutlich De Niro geschuldet, den man sich nur schwer in einer Bruchbude vorstellen kann.)
Es ist also eine dysfunktionale Familie, in der William A. Fitzgerald den elfjährigen Titelhelden darstellt. Dem Presseheft ist zu entnehmen, dass er selbst auch an einer autistische Störung leidet. Nach langem Suchen wurde er gefunden, und in seinem ersten Filmauftritt kann er sich neben den Stars, zu denen noch Whoopy Goldberg als Vermittlerin von Max sowie der TV-Entertainer Jimmy Kimmel als er selbst gehören, nicht nur mühelos behaupten, sondern auch Cannavale bisweilen ausstechen.
Ezra ist gerade wegen seines inakzeptablen Verhaltens von der Schule geflogen. Das haben die Eltern, die sich das Sorgerecht teilen und sich gemeinsam für ihn in der Schule eingesetzt haben, nicht verhindern können. Ihr Sprössling soll in psychiatrische Behandlung und in eine Sonderschule. Jenna stimmt dem zu, doch Max findet, dass Ezra nicht nur mit seinesgleichen unterrichtet werden sollte, sondern auch mit allen anderen. Er müsse lernen, sich durchzusetzen. Und den Psychiater hält er für einen von der Pharmaindustrie bezahlten Drogenhändler.
Nach einigem Hin und Her entführt Max seinen schlafenden Sohn und bricht mit ihm zu einem Roadtrip quer durch die USA auf. Die Autofahrt von Vater und Sohn, der ganz vorschriftsmäßig auf der Rückbank sitzt, erinnert natürlich an »Rain Man«. Auch jetzt muss sich der »Normale« läutern, und der Autist ist ihm oft überlegen. Als Max seinen aufgeregten Jungen wieder einmal mit hilflos klingenden Floskeln zu beruhigen versucht, schreit Ezra, er sei nicht sein Held, nicht sein Kumpel, sondern sein Sohn – und er brauche den Vater.
Doch statt sich darauf zu konzentrieren, hat Drehbuchautor Tony Spiridakis, der wie De Niro einen autistischen Sohn besitzt, dem Roadmovie noch eine Krimihandlung hinzugefügt. Denn Jenna und Pop-Pop nehmen nach vier Tagen die Verfolgung auf, weil Jenna auf Druck ihres Partners die Polizei eingeschaltet hat. Jetzt gilt es, dem FBI zuvorzukommen und die Familie, insbesondere Pop-Pop und Max, zu versöhnen. »Ezra« erzählt das alles in der Form einer amerikanischen Tragikomödie – folglich hat sich am Ende die Tragik gefälligst in Optimismus aufzulösen.