Ein einfach möbliertes Zimmer, zwei Tische, eine Chaiselongue, ein Beistelltischchen, Spiegel und Plakate an der Wand. Im Hintergrund die DDR-Fahne. »Willkommen im neuen Stasimuseum!«, so werden wir begrüßt. Oder genauer: In der Zentrale des Ministeriums für Staatsicherheit im (nachgebauten) Dienstraum Erich Mielkes, dem langjährigen Minister für Staatsicherheit der DDR (1957–1989)! Die Älteren im Publikum – und die aus der »Zone« Geflüchteten im Raum (ja, die gibt es!) – haben ihn vielleicht auf dem Foto im Hintergrund erkannt.
Hier also stellt sich die Protagonistin des dokumentarischen Monodramas »Monika Haeger – Inside Stasi“, recherchiert und aufgeschrieben von Nicole Heinrich, dem Publikum vor. Sie will ihren Weg vom unglücklichen Heimkind über ihren Beruf als Lektorin zur inoffiziellen Stasi-Agentin nachzeichnen, den sie aus Überzeugung ging. Angesetzt vor allem auf die Bürgerrechtsbewegung in der DDR und da vor allem auf die Altersgenossin Bärbel Bohley (1945–2010), eine der bekanntesten Persönlichkeiten im »Neuen Forum«.
Nicht als Spitzel(in) (??), sondern als »Kundschafterin für eine bessere Zukunft für alle« wähnt sich Monika Haeger, wenn auch nicht ganz ohne schlechtes Gewissen, wenn sie Bohley, bei der sie als vorgebliche Gesinnungsgenossin auch wohnt, noch im privatesten Bereich – Telefon, Post – ausspäht und mit sogenanntem »weißem Psychoterror« (Gerüchten, Falschmeldungen) unter Druck setzt, um an Interna der Bewegung zu kommen.
Die späteren Eingeständnisse ihres Verrats mittels zum Teil authentischer Tonbandmitschnitte unterbrechen das nicht ganz leicht zu ertragende, aber hochspannende monologische Schuldbekenntnis der Protagonistin. Der darstellenden Anja Kimmelmann gelingt es vortrefflich, in differenzierter Gestik, ausdrucksvoller Mimik und abwechslungsreicher Körperhaltung und -sprache das Verzweifelte und Schwierige dieses Bekenntnisses zu vermitteln. Mitgefühl, gar Mitleid wäre zu hoch gegriffen, aber wer kann hundertprozentig sagen, er – oder sie – hätte nicht so gehandelt!
Nicole Henrich hat die offiziellen Protokolle, zu denen sie Zugang hatte und die sie in ihrem Text verwendet, ergänzt durch emotionale und persönliche Regungen der Protagonistin. Kapitelartige Einschnitte im Textablauf (Schwarzlicht) und der gelegentliche Wechsel von Licht und Ton auf das riesige Tonbandgerät an der linken Bühnenwand mit Aussagen auch anderer Beteiligter vervollständigen diesen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Bundesrepublik. Vor allem Jüngeren ist deshalb ein Besuch dringend zu empfehlen!
Katrin Swoboda / Foto: Paul Winter
Termine: 1. Oktober, 20 Uhr; 3. Oktober, 18 Uhr