Frühe Fotografien ewiger Sehnsuchtsorte

Es ist das Land, wo die Zitronen blüh‘n, es ist das Land, in dem Johann Heinrich Wilhelm Tischbein den sehnsuchtsvoll blickenden Goethe mit zwei linken Füßen malte – in der römischen Campagna –, es ist der mediterrane Süden, ein Traumstoff, es ist ganz einfach Arkadien. Und wenn man nach einem Adjektiv für Italien sucht, dann fällt einem garantiert »bella« ein. Nicht Frankreich, nicht Spanien, nicht Griechenland oder England können diese schöne Assoziation für sich verbuchen. Bella Italia – es war, es ist, es wird immer sein.
Das Städel, zu dessen musealer Identität auch das ikonenhafte Goethe-Porträt gehört, hat tief in sein Archiv gegriffen und zeigt vom 23. Februar an 90 Werke der frühen Italienfotografie aus seiner eigenen Sammlung. Die berühmtesten dürften aus dem Florentiner Atelier Alinari stammen, das wunderbarerweise immer noch existiert und ein Juwel von einem Museum unterhält, mitten im Zentrum, an der Piazza Santa Maria Novella (gegr. 1854).
Auch Carlo Naya (1816–1882), Robert Macpherson (1814–1872) und Giorgio Sommer (1834–1914) haben ihre Sichtweisen von Italien in die Welt gebracht und damit ein Bild des Landes heraufbeschworen, das trotz des Schwarz-Weiß-Grau der frühen Fotografie in poetischster Farbigkeit, aber auch in Melancholie und Zartheit erstrahlt. In den 1850er Jahren erwarb der damalige Direktor des Städel die Fotografien. Sie waren nicht nur für die das Publikum gedacht, sondern dienten auch als Orientierung für die Schüler der Akademie.
Ob es die Gondolieri auf dem Canale Grande sind, der schiefe Turm von Pisa, Alltagsszenen oder auch die Ruinen Roms – eine schöne Wiederbegegnung verspricht das zu werden. Italien hat bis zum heutigen Tag schließlich nichts von seinem Zauber und seiner Strahlkraft eingebüßt. Eine ausführliche Besprechung folgt.

as / Foto: Carlo Naya (1816–1882): Venedig: Blick auf Markusbibliothek, Campanile und Dogenpalast, um 1875, © Städel Museum, Frankfurt am Main
Ab 23. Februar bis 3. September 2023: Di., Mi., Fr., Sa., So., 10–18 Uhr; Do., 10–21 Uhr
www.staedelmuseum.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert