Genialischer Wüstling
Die Sieben Todsünden sind sein Knigge, und keiner weiß, woher er kommt und wohin er geht: So kündigt das Darmstädter Ensemble »theaterquarantäne« seine neueste Inszenierung, Bertolt Brechts frühe Arbeit (1918) über den Triebmenschen und -täter »Baal«, an. Dass die Textinterpretationen des Regieduos hannovictor (Hanno Hener/Victor Schönrich) mit der ihrem biblischen wie auch dem Brecht’schen Kontext entrissenen Figur rücksichtslos eigene Wege gehen, darf vorausgesetzt werden. Schließlich sehen die beiden ihren Protagonisten als »genialischen Wüstling« und »einen Vorläufer von Jonathan Meese, Bukowksi, Kinski und den Sex Pistols« mit einer »Spur von Blut und Sperma« hinter sich. Zuletzt brachten Hener/Schönrich während des Sprungturm-Festivals die Doku-Schau »Techno. Temporäre autonome Zone« auf die feuchten Darmstädter Bretter. Die Premiere findet auf der Heimatbühne der Gruppe im Darmstäter Martinsviertel, im Hoffart-Theater, statt. Im Einsatz sind die Ensemblemitglieder Nicolai Blitzen, Michelle Denk und Sascha Weitzel.