Im dritten Anlauf schafft es »Reineke Fuchs« auf die Frankfurter Volksbühne

Zwei Mal corona-verschoben, jetzt ist er endlich da, wo er hingehört: Auf der Frankfurter Volksbühne feierte »Reineke Fuchs« in unmittelbarer Nachbarschaft zum Geburtshaus des Autors am Großen Hirschgraben jetzt Premiere. »Es sind gefährliche Zeiten« und »Ich rate zur Vorsicht« sind die Parolen zur Einstimmung auf die Parabel über Machtgelüste, Gier und Dummheit, die am erstaunlichen Ende nicht etwa das Gute, sondern den Verbrecher als Sieger krönt.
Goethes Blick auf die volkstümliche Überlieferung erzählt vom listigen Fuchs – hier Michael Quast in Person – wird musikalisch kunstvoll eingerahmt von Querflöte, Cello und Mignon-Akkordeon durch Teresa Steffgen, Natanael Lienhard und Ulrike Kinbach. Gesungen und getanzt wird auch in »gefährlichen Zeiten« und immer wieder mahnt der Bär zur Vorsicht. Da taucht auch schon aus dem das Bühnenbild bestimmenden Grünen Hügel (!) der Fuchs auf. Jedes Mal aufs Neue gelingt es ihm, die Vorwürfe gegen ihn – Mord, Diebstahl, Betrug – zu entkräften, er heuchelt Reue und schwört, sich zu bessern, nach dem Guten zu streben, sodass er zum Schluss tatsächlich die Kanzlerwürde erhält – an wen erinnert uns das nur? – und auf dem Roten Teppich den Thron besteigen kann.
Er mag noch so diabolisch grinsen, er behält dennoch die Sympathie des Publikums: Michael Quast als hinterlistiger, heuchlerischer und betrügerischer, aber eben doch bezaubernder Reineke Fuchs. Und selbst wenn er dann sogar zum König avanciert mit Schick und Charme: Ist das nicht dem wirklichen Leben geschickt abgeguckt?
Braun, der Bär, und Hinze, der Kater, (überzeugend Alexander Beck und Ulrike Kinbach) führen den Prozess gegen Reineke, aber auch die anrührende Klagerede von Grimmbart dem Dachs (Sebastian Muskalla) und dessen Frau wird von diesem, der heimlich mitgehört hat, heuchlerisch entkräftet. Einzig dem Wolf Isegrimm (Michael Köckritz) muss er sich in einer Art Sumo-Ringkampf stellen, in wunderbarer Körperbemalung ballettartig gesteigert, bis König Nobel (Detlef Nyga) und sein Hofstaat dann doch kommen und der schon zum Strang Verurteilte begnadigt wird…
Roter Teppich, Schärpe und Orden folgen und zur Cellomusik wird der Thron bestiegen. Die übrigen Tiere und das Volk, am Rande des Bühnengeschehens versammelt, kommentieren lustvoll singend und jubeln letztlich dem neuen Herrscher zu … so ist das Leben … eben! Am Ende können auch wir, die Zuschauer*innen, ihm nicht unsere Sympathie versagen.
Die neuere Textfassung (der Stoff wurde seit dem 15. Jahrhundert verschiedentlich bearbeitet) ist Matthias Faltz zu verdanken, der auch Regie führt, die musikalische Leitung liegt in den Händen von Christian Keul. Verdienter Jubel für eine begeisternde humorvolle Inszenierung, nicht ohne tiefere Einblicke in das Funktionieren von Herrschaftsstrukturen!!

Katrin Swoboda/ Foto: © Andreas Malkmus
Termine: 5. November, 17 Uhr; 17. November 19.30 Uhr
www.volksbuehne.net

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