Kammeroper Frankfurt bringt Giuseppe Verdis »Macbeth« in den Palmengarten

Die böse Lady im Fokus

Das lässt sich auch die Frankfurter Kammeroper nicht nehmen: den großen William Shakespeare in seinem Jubiläumsjahr adäquat zu ehren. Zumal er ein Stück geschrieben hat, das ganz nach dem Gusto von Impresario Rainer Pudenz ist und meisterhafter nicht vertont sein könnte: »Macbeth«, als Oper von Giuseppe Verdi. Dem blutrünstigen Schottenkönig gilt nicht nur das letzte, sondern auch das wohl dunkelste, dämonischste Werk des Briten. Abergläubische Künstler verbieten sich sogar, es beim Namen zu nennen, sondern sprechen lieber vom »schottischen Stück«. Schließlich wird der Aufstieg und Fall des Königs Macbeth von den Verheißungen der drei Hexen angefacht – und von seiner sich in mörderischer Lust und Gier ergehenden Gemahlin, Lady Macbeth.  
Giuseppe Verdi und die Librettisten Francesco Maria Piave und Andrea Maffei haben allerdings die Rolle der Lady Macbeth derart aufgewertet, dass viele in ihr die eigentliche Titelfigur der 1847 uraufgeführten Oper sehen. Ein genialer Kunstgriff, der die gespannte Beziehung des Herrscherpaares in das Zentrum der Handlung stellt – ohne die prämafiösen Machtstrukturen zu vernachlässigen. Es sei eine Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau, um Macht und Eifersucht, die so ins Detail gehe, dass ihm beim (ersten) Lesen des Librettos die Luft weggeblieben sei, sagt Pudenz – was einiges heißt. Die Gestaltung des Stoffes durch den »kompromisslosen und volksnahen Musikdramatiker« setze aber auch eine Marke für das Musiktheater, gegen die herrschende Konvention des Belcanto und der in schönen Arien gipfelnde Reihung von gefälligen Szenen. Was Verdi selbst in einen Kommentar als »jenseits des Gewöhnlichen« bezeichne.
Für Pudenz macht der intime Blick des Komponisten das Werk für die Frankfurter Kammeroper interessant. Am Rande eines Gastspiels des Ensembles in Florenz habe er sich die Stätte der Uraufführung von »Macbeth« angesehen und mit Genugtuung feststellen können, dass das berühmte Teatro della Pergola nicht sehr viel mehr Zuschauer als die Spielstätte im Palmengarten fasse und auch in der Nähe der Zuschauer zum Geschehen vergleichbar sei.  
Mit der Rolle der Lady Macbeth hat Rainer Pudenz die bulgarische Sopranistin Velina Bozhilova betraut, die schon in der gefeierten Inszenierung »Callas, natürlich« (Strandgut 5/2016) zu begeistern wusste. Macbeth wird Thomas Peter, der Dom Pasquale des Vorjahres (Strandgut 8/2015)  singen. Das Dirigat teilen sich Clemens Mohr, in der FAZ kürzlich gepriesenes Jungtalent, und – gut bekannt – Florian Erdl, Kapellmeister am Landestheater Flensburg.

gt (© Martin Grothmaak)
Termine: 22. – 24., 27., 29. – 31. Juli,  jeweils 19.30 Uhr, weitere Termine im August.
www.kammeroper.de

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