Krimi-Kongress in Frankfurt

Deutsche Nationalbibliothek (Foto: Friedhelm Spiecker)Alle mögen‘s spannend

Frankfurt wird Ende Juni für zwei Tage zur Krimi-Hauptstadt. So viele Autoren, Verleger, Kritiker, Lektoren, Übersetzer, Buchhändler und Marketingexperten aus der Branche kommen selbst während der Buchmesse nicht zusammen. Im Gegenteil – eben aus diesem Defizit entstanden Idee und Nachfrage nach solch einer Veranstaltung. Die Branche, so zeigt es sich, braucht und will ein Forum für den Austausch.

Der Kongress »Krimis machen 2« vom 27. bis 29. Juni in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt schließt an die erste Veranstaltung an, bei der im vergangenen Jahr das Berliner Brecht-Haus aus allen Nähten platzte. Das Besondere ist, dass die Veranstaltung unabhängig organsiert wird – von der Autorin Zoe Beck (zuletzt »Brixton Hill«) und den Kritikern und Publizisten Tobias Gohlis (KrimiZEIT-Bestenliste), Thomas Wörtche (Herausgeber des Onlinemagazins CRIMEmag.de) und Alf Mayer (Strandgut/CRIMEmag). Daraus erklärt und begründet sich auch die angesichts der hochklassig besetzten Podien moderate Teilnahmegebühr von 150 Euro.
Das zweitägige Programm unternimmt einen Querschnitt durch die vielen Aspekte der Branche, ist ebenso praxisbezogen wie kritisch, sucht eine Vertiefung der ästhetischen Diskussion, hat zudem Themen wie Marketing, Buchhandel, Social Media, Fernsehen, Autorenausbildung und Übersetzungen im Fokus. Alle Podiumsthemen bieten Zeit und Anreiz zum Mitdiskutieren. Und am Abend wird in den Nordend-Kneipen weiterdiskutiert.
Hier einige der Themen:
–    Wie lebendig ist der Markt? Und wie tot der Kriminalroman?
–    »Gute« Krimis: Geht die Spaltung zwischen E und U mitten durchs Genre?
–    Die Kriterien der Kritiker – die Kriterien der Lektoren
–    Selfpublishing oder Verlag?
–    Leitmedium TV: Wie wirklichkeitstauglich ist das Fernsehen?
–    Wer bestimmt das Bild vom »Krimi« auf dem Markt und in der Öffentlichkeit?
–    Die große Umarmung: Social Media, Social Reading, Social Viewing
–    Verlagsvernetzung – was geht? Das Krimigenre im Umbruch, die Buchbranche auch. Gibt es produktive Möglichkeiten der Zusammenarbeit?
Einen Salut gibt beim Kongress für Karl Anders, der im Lauf seines abenteuerlichen Lebenslaufes auch Geschäftsführer der »Frankfurter Rundschau« war, gegen die Nazis im kommunistischen Untergrund gekämpft hatte, nach England floh und dort für den Deutschlanddienst der BBC arbeitete, unmittelbar nach Kriegsende mit BBC-Chef Hugh Greene durch das zerstörte Deutschland reise, dann fast täglich für das Radio von den Nürnberger Prozessen berichtete, den Nest-Verlag gründete und nach englischem Vorbild sein linkes Verlagsprogramm durch Kriminalromane finanzieren wollte. So wurde Karl Anders zu dem Mann, der uns Hammett, Chandler, Cain und Ambler brachte, die Urväter des modernen Kriminalromans.

Programm und Anmeldung unter: www.krimismachen.wordpress.com

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