Maßlos überfordert – »Vier Mütter für Edward« von Darren Thornton

Wenn das Hotel Mama in seine Endphase gerät, sieht es so aus wie in diesem Film: Aus dem Dauergast ist der Hotelier geworden und aus der Frau Mama ein Pflegefall. Für eine Komödie zu diesem Thema könnte der irische Humor, der sich gerne am Abgrund bewegt, durchaus von Nutzen sein. Deshalb war es eine gute Idee der irischen Brüder Darren und Colin Thornton, die italienische Filmkomödie »Das Festmahl im August« (Pranzo di ferragosto), stark verändert, nach Dublin zu verlegen.

Edward Brady (James McArdle), ein schwuler Jugendbuchautor in den Dreißigern, umsorgt, nachdem er seinen Vater bis zu dessen Tod gepflegt hat, nun auch seine Mutter Alma (Fionnula Flanagan). Er glaubt, dass ein Sohn seinen Eltern deren Fürsorge in Kindertagen im Alter vergelten sollte, auch wenn es bisweilen schwierig wird. Denn alte Menschen haben im Lauf ihres Lebens gewisse Eigenheiten entwickelt und selbst die gutwilligsten unter ihnen stellen mitunter die Belastbarkeit anderer auf eine harte Geduldsprobe.
So verhält es sich auch mit Edwards Mutter, die nach einem Schlaganfall ihre Stimme verloren hat und sich per sprechendem Tablet verständlich macht. Der eigene Wille und der trockene Humor sind ihr aber geblieben, und so hält sie ihren Sohn nicht nur mit Fahrten zum Arzt und zu Gottesdiensten auf Trab.
Dem gutmütigen Edward fällt es schwer, seine Mutter in fremde Hände zu geben. Das stünde aber gerade an, denn er ist zur Vorstellung seines neuen Buches zu einer verkaufsfördernden Lesereise in die USA eingeladen. Zudem versuchen seine drei schwulen Freunde, ihn zu einem Pride-Wochenende nach Maspalomas mitzunehmen, für das die Männer eigentlich schon zu alt sind. Als er ablehnt, laden sie ihre Mütter bei ihm ab, weil sie seine Unfähigkeit, nein zu sagen, kennen. Dass alle drei sich eben auch um ihre Mütter kümmern, mag man dem irischen Familiensinn zuschreiben, wirkt aber hier ziemlich ausgedacht.
Wie auch immer, der Film entwickelt jedenfalls die beabsichtigte Dynamik. Edward bekommt es mit gleich vier eigensinnigen, alten Damen und ihren bissigen Kommentaren zu tun. Es denen recht zu machen überfordert sogar den aufopferungsvollen Sohnemann, der auch noch seinen Verlag in Sachen Lesereise hinhalten muss.
Als die Situation unerträglich, ja geradezu surreal wird, bringt eine Fahrt an die irische Westküste die Rettung. Dort lebt eine Wahrsagerin, die behauptet, mit Toten Kontakt aufnehmen zu können. Die alten Damen bestehen darauf, das Medium zu besuchen. Nicht zuletzt, um etwas von ihren toten Ehemännern zu erfahren. Edward gibt widerwillig nach und wird mit einem emotionalen Durchbruch belohnt.
Dieser Höhepunkt ist wohl auch so nebenbei als eine Parodie auf irische Klischees zu verstehen, die ebenso wie die Schwulenszene durch den Kakao gezogen werden. Letzteres könnte dem Film so manche Kritik einbringen. Unbestritten sind dagegen die Schauspielerleistungen, die der theatererfahrene Regisseur Darren Thornton schon bei der Auswahl seines Ensembles erahnt haben dürfte.

Claus Wecker / Foto: © Pandora Film/Dexter Films DAC
>>> TRAILER
Vier Mütter für Edward (Four Mothers)
von Darren Thornton, GB 2024, 89 Min.
mit James McArdle, Fionnula Flanagan, Dearbhla Molloy, Stella McCusker, Paddy Glynn, Gaetan Garcia
Komödie
Start: 10.07.2025

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