Japans Kulturbotschafterin
Auf dieses Festival freuen sich viele Japan-Fans. Es ist das besucherstärkste Filmfestival im Rhein-Main-Gebiet und geht auf eine studentische Initiative zurück. In unserer Reihe zur Kinokultur in der Region darf es nicht fehlen und vor allem auch nicht die Organisatorin, die wir im Mai vorstellen.
Selbst heute noch ist Marion Klomfaß erstaunt über den Erfolg, den das Festival von Anfang an hatte. »Nippon Connection« startete im Jahr 2000 mit 13 Filmen an vier Tagen im Studierendenhaus auf dem Bockenheimer Campus. Mit Hoffen und Bangen, ob ein japanisches Filmfest wohl auf Zuschauerinteresse stoßen würde, ging sie gemeinsam mit Holger Ziegler ans Werk. Da machten gerade Takeshi Kitano, Shunji Iwai und Kiyoshi Kurosawa, der in diesem Jahr den Ehrenpreis erhält und aus diesem Anlass mit vier Filmen vertreten ist, auf großen Festivals von sich reden. (Kiyoshi ist übrigens mit dem Meisterregisseur Akira Kurosawa nicht verwandt.) Auch in diesem Magazin wurde »Nippon Connection« als eine Initiative und Idee angekündigt, die geradezu in der Luft lag. Dabei hatten alle Kinointeressierten auch die große Tradition des klassischen japanischen Films im Hinterkopf.
Es gab also im Jahr 2000 einen Ansturm, von dem so manches derzeitige Festival nur träumen kann. Und nach einem Jahr Pause ging es 2002 im Jahresrhythmus weiter, bis aus »Nippon Connection« das größte Festival des japanischen Kinos außerhalb Japans wurde, zu dem die Besucher auch aus unseren Nachbarländern anreisen. In diesem Jahr werden sie Sion Sonos Weltraum-Parabel »The Whispering Star«, in klassischem Schwarz-weiß gedreht, und seine Komödie »Love & Peace« sehen können. Rund hundert neue Produktionen stehen auf dem programm, einen Schwerpunkt bilden – die Manga-Fans wird es erfreuen – neue Animationsfilme. Für die Klassikfreunde gibt es Horror- und Geisterfilme von den Vierzigern bis in die Sechziger, ein oft vernachlässigtes Genre.
Marion Klomfaß, die Frau, die hinter dem unstrittigen Erfolg steht, hat sich anfangs mehr fürs Theater interessiert, war Praktikantin im Malersaal des Staatstheaters Wiesbaden, hat Germanistik und Theaterwissenschaft studiert, bis sie »auf Film umgeswitcht ist«, wie sie heute sagt. »Mir ging das Geschrei auf der Bühne auf die Nerven.« Das war 1993. Als Mitarbeiterin bei »exground« hat sie nicht nur das Filmvorführen erlernt (damals noch mit Zelluloid), sondern auch mitbekommen, wie das geht mit einer Filmfestival-Organisation so geht. Das »International Film Festival Rotterdam« von 1999 mit einem Japan-Schwerpunkt hat wohl den letzten Anstoß zu »Nippon Connection« gegeben. Rotterdam steht noch immer auf ihrem Festival-Programm. Ein wichtiger Termin ist heutzutage natürlich das »Tokyo International Film Festival« Ende Oktober. In Japan hat sich mittlerweile auch die Arbeit der Festivaldirektorin herumgesprochen. So wurde sie vom Außenministerium für die Verbreitung der japanischen Kultur im Ausland ausgezeichnet. Leider ist das noch nicht so recht zu den japanischen Firmen durchgedrungen. Im Sponsoring machen sich eher die deutschen mit Japan-Geschäft wie das Bankhaus Metzler, das Rheingauer Weingut Robert Weil und die Lufthansa verdient.
Ein Förderer war auch Niels Ewerbeck, der verstorbene Leiter des Mousonturms, der dem Festival eine neue, komfortablere Spielstätte gab. 2013 ist das Festival-Team ins Ostend umgezogen. Vom 24. bis 29. Mai wird die 16. Ausgabe sowohl im Künstlerhaus Mousonturm, wie auch gegenüber in der Käs und der Naxoshalle und zusätzlich im Mal Seh’n Kino, im Deutschen Filmmuseum sowie im Ausstellungsraum Eulengasse in der Seckbacher Landstr. 16 stattfinden.