Theater Willy Praml kooperiert mit der Kammeroper an Ostern und dem Freien Schauspiel Ensemble rund um den 1. Mai
Im Grunde sei Mariae Verkündigung, meint Willy Praml aus gegebenem Anlass, nicht sehr viel anders als ein Telefongespräch verlaufen. Schließlich habe Josef, der dabeistand, kein Sterbenswörtchen davon vernommen. Von dieser fernmündlich über das Ohr und den Geist vollzogenen Befruchtung der Madonna spannt der Theatermacher den Bogen zu Francis Poulencs für eine Stimme und ein Klavier komponierter Oper »Die menschliche Stimme« von 1959, die einzig das Telefonat einer namenlosen Frau mit ihrem Ex zum Gegenstand hat und ein vergleichbares Ergebnis zeitigt. Von einer Flut von tiefsten, nie zuvor erlebten Gefühlen »übermannt«, finde auch diese sich am Ende schwanger.
Rund um Ostern führt die Frankfurter Kammeroper von Rainer Pudenz mit der Sängerin Ingrid El Sigai Poulencs »Telefonoper« in der Naxoshalle als Teil einer Ko-Produktion mit dem Theater Willy Praml auf. »Passion« lautet der Titel des gemeinsamen Abends zu dem das Hausensemble eine gekürzte Version seines Ostern-Spiels »Jesus d’Amour gest./auferst. Die Passion« beisteuert, das auf neutestamentarischer Textbasis die Tischgesellschaft am Morgen nach der Kreuzigung imaginiert. Das Scharnier zwischen beiden Teilen bildet das erstmalig zu hörende Streichquartett des zeitgenössischen Komponisten Andrea Cavallari mit dem Titel »Unbefleckt«. Der mehr als vier Stunden dauernde Trippel-abend ist nur an den Feiertagen (bis Ostermontag 1.4.) zu sehen. Am 3., 5. und 6. April gibt‘s die Oper pur.
Unter das goetheanisch angehauchten Motto »West-östlicher Aufruhr« hat das Theater Willy Praml seine zweite Kooperation mit dem Freien Schauspiel kapriziert, das an zunächst vier Sonn- beziehungsweise Feiertagen in einem klassenkämpferischen Theatermarathon die Spielstätten beider Ensembles einbezieht, Busse zwischen den einstigen Arbeiterhochburgen Bockenheim und Ostend pendeln lässt und das Ganze mit einem »Proletariermenü« verbindet.
Im Bockenheimer Titania wird die von Reinhardt Hinzpeter an gleichsam historischem Ort die vor zwei Jahren uraufgeführte Inszenierung »Ich werde sein. Das Drama Rosa Luxemburg« zu sehen sein, die das Leben der Revolutionärin aus deren Schriften, Reden, Briefen und aus Dokumenten dramatisiert. (siehe Strandgut 11/2011) Es ist das bisher erfolgreichste Stück der Gruppe nach dem Einzug in das Gebäude, in dem Rosa Luxemburg am 26. September 1913 die Arbeiter zu Massenstreiks aufrief.
Das Praml-Theater leistet seinen Beitrag zur Aufwiegelung mit der noch jungen Produktion »Marx. Engels, Hennes & Mauritz« , die Marx‘ »Das Kommunistische Manifest«, Büchners »Der Hessische Landbote«, Hessels »Empört Euch« und Zieglers »Aufstand« vier Kampfschriften um die soziale Frage theatralisch in Szene setzt. und dazu auch Zeitzeugen einbezieht (Strandgut 11/2012).