Rettet den Thunfisch!

Auf das Messer kommt es an. Wahre Meisterwerke der Schmiedekunst verwenden die Japaner, um den Fisch bis auf Sushi-Portionen kleinzuschneiden. Auch der Reis wird speziell zubereitet, damit jene delikate Synthese von Meer (Fisch) und Land (Reis, Gemüse) entsteht. Die Häppchen, die Mamoru Sugiyama, vor den Augen der maximal 11 Gäste in seinem Restaurant in Tokio sorgfältig komponiert, sehen sehr lecker aus. Kein Vergleich mit den Sushi-Angeboten hierzulande. Mamoru Sugiyama ist schließlich auch mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
Mittlerweile hat aber die ganze Welt diese japanische Spezialität entdeckt. Sushi wird auch industriell gefertigt, um die zunehmende Nachfrage zu befriedigen. Und damit fängt das Problem an. Denn der Thunfisch ist die bevorzugte Fischart für Sushi – er schmeckt roh am besten. Vorbei sind aber die Zeiten, als er von Fischern auf kleinen Boten geangelt und einzeln an Land gebracht wurde. Heute sind große Schiffe unterwegs, die ganze Schwärme in riesigen Netzen fangen. Den Meeren droht der Verlust dieser Tiere, die an der Spitze der Nahrungspyramide stehen. Damit wäre der komplette Zyklus von fressen und gefressen werden durcheinandergebracht. Der Thunfisch dezimiert kleinere Raubfische, deren Anzahl sprunghaft steigen würde, wenn er ausgerottet würde. Das wiederum wäre für die Population der Fische verhängnisvoll, die jenen zur Nahrung dienen. Schließlich würden nur noch Quallen, Seeigel und andere Klein- und Kleinsttiere überleben.
Vor allem, wenn die Chinesen Sushi entdecken, droht dieses Katastrophenszenario. Abhilfe könnte der Deutsche Hagen Stehr schaffen, der in Australien die komplette künstliche Züchtung von Thunfischen hightechmäßig vorantreibt. Außerdem engagieren sich diverse Organisationen wie der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und Greenpeace sowie einzelne Aktivisten wie der Amerikaner Casson Trenor, der das erste »nachhaltige« Sushi-Restaurant in San Francisco eröffnet hat, das seinen Gästen Alternativen zu bedrohten Fischarten bietet und zudem als eines der besten in der San Francisco Bay Region gilt. Der Dokumentarfilm des Amerikaners Mark Hall schildert in Stellungnahmen der Genannten und weiterer Experten aus aller Welt die Geschichte des Sushi und die düstere Zukunft. Eindringlich und ohne große Aufgeregtheit. Manchem gedankenlosen Sushi-Konsumenten könnte aber schon der Bissen im Halse steckenbleiben.

Claus Wecker

SUSHI -–THE GLOBAL CATCH
Dokumentarfilm von Mark S. Hall,
USA/Polen/Japan/AUS/Singapur 2011, 75 Min.

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