An seinen Film »Frankfurt Kaiserstraße« von 1981 erinnern sich vermutlich noch die wenigsten, das Bild von Frankfurt hat er damit mitgeprägt. Jetzt gibt es sein letztes Werk. »Boulevard der Eitelkeiten« von Roger Fritz, kurz vor seinem Tod noch vollendet, versammelt 235 Porträtfotografien und 80 persönliche Erinnerungen von den 50er Jahren bis heute.
An Mario Adorf gibt es einen Brief, über Gerhard Richter »eine nicht so schöne Geschichte«, Urheberschaft betreffend. Voller Achtung ist er für Barbara Sukova, der Auftrag, »einen nicht bestraften Nazi oder so etwas zu fotografieren«, führte ihn 1956 zu Hjalmar Schacht. Oft war er einfach so dabei, oder er kannte sie als Schauspieler, Regisseur, Gastronom. Roger Fritz verkehrte mit den Schönen, Reichen, Kreativen, Mächtigen und Berühmten so selbstverständlich als ob er schon immer dazugehörte, dabei hatte er sich auch das Fotografieren selbst beigebracht, war Bäcker, Kellner, Baustoff-Großhändler gewesen. Gehörte zum Gründungsteam der Zeitschrift »Twen«, die ursprünglich »Feuerkreis« heißen sollte.
Roger Fritz war ein People-Fotograf, bevor es das gab, meint Hubert Burda in seinem Geleitwort, ein Porträtist des Lebensgefühls »hinter dem Siegestor« (also Richtung Schwabing) in München, aber nicht nur dort. Auf Romy Schneider folgen die Beatles, Mick Jagger, Uschi Obermeier, Hardy Krüger, davor war Luchino Visconti. Tatsächlich beherrschen seine Porträts die Kunst des Halbnahen, haben die richtige Mitte zwischen Nähe und Ferne – und seine Texte tun das auch. Wunderbare Miniaturen sind dabei, wunderbare Anekdoten, nie zu sehr auf die Zehen oder ins Peinliche rutschend. So zum Beispiel, dass Helmut Schmidt von seiner Bürotür das Schild »Bundeskanzler« entfernen und durch »Nolde-Zimmer« ersetzen ließ, weil er dessen Kunst im Arbeitszimmer hatte. Zu Helmut Berger heißt es: »Damit wage ich mich an ein Thema! Eigentlich wäre es ein ganzes Buch.« Wird dann aber doch klein und rund und geschliffen. Hier erzählt und fotografiert einer ohne grelle Effekte. Das ist altmodisch wohltuend und ein schönes Vermächtnis. Vale, Roger!