Noch bis zum 21. April läuft die Ausstellung »Buenavista« des Künstlerkollektivs Troika in der Schirn, aber der große kontemporäre Abschied kündigt sich schon an. Die Schirn wird vom Mai an gründlich saniert werden und anschließend ihren Interims-Standort in der Dondorf-Druckerei in Bockenheim beziehen, aber zuvor ist noch sehr viel Platz und Licht in den ausgeräumten Ausstellungshallen, und das wird zu einem Statement der Extraklasse genutzt: zu einem ausschließlich der wichtigsten zeitgenössischen Kunstform, der Performance gewidmetem Wochenende »Body and Building«, an dem zwei Abende und zwei ganze Tage lang die bekanntesten internationalen Künstler*innen in der Schirn ihre Bühne nutzen. Präsentiert werden vom Freitag, den 28.3. bis zum Sonntag, den 30.3. 14 Live-Performances und eine Sektion mit zehn Videoarbeiten.
Die Programminhalte sind extrem vielfältig aufgestellt, die Themen, Erzählungen und vor allem die Mittel breit aufgefächert. Maria Hassabi erforscht in ihrer Installation und Live-Performance White Out (2023/2025, 50 Min.) auf einer schwarz verspiegelten Museumsbank die Beziehung zwischen dem lebenden Körper, dem Standbild und dem skulpturalen Objekt im Raum. In Norma Jeanes Neuproduktion Antibodies (2025, 60 Min.) sammeln Performer*innen in Schutzkleidung Staub vom Boden und schichten diesen zu einem Hügel, einer Staubskulptur. Staub entsteht durch die Anwesenheit von Menschen, wird über die Kleidung vom Außenraum in die Galerie transportiert oder stammt direkt von der Haut. Meist unsichtbar, begegnen sich im Staub menschliche Körper und architektonischer Raum. Die ortspezifische, musik-theatrale Intervention Study of Slope (2022/2025, 30 Min.) von Lina Lapelytė wird von einem Chor aufgeführt. Die Personen haben gemeinsam, dass sie nicht singen können und es trotzdem gerne tun. Die Arbeit ist eine vielstimmige Meditation über die Frage, was als schön erachtet wird, was als wertvoll gilt und wer gehört wird. Lenio Kaklea schlägt mit Sonatas and Interludes(2021, 60 Min.) eine neue Lesart des gleichnamigen Meisterwerks von John Cage aus den Jahren 1946 bis 1948 vor. Begleitet von Pianist Orlando Bass ruft Kakleas Performance die wenig bekannte Zusammenarbeit von Cage mit afroamerikanischen Choreografinnen wie Syvilla Fort und Pearl Primus sowie andere modernistische Referenzen aus Kino, Jazz und Musical in Erinnerung. In der ortsspezifischen Intervention Hide and Seek (2023/2025, Dauer variabel) von Alicja Wysocka agiert eine Gruppe von Ukrainerinnen, die von geopolitischer Vertreibung betroffen sind, mit dem Ausstellungsraum. Sie spielen dort Verstecken, unterlaufen damit museale Konventionen und gestalten den Raum neu. Isaac Chong Wa arbeitet für Falling Reversely (2021/2025, 30 Min.) mit Performer*innen asiatischer Herkunft zusammen. Die Arbeit entsteht als kraftvolle Form der Solidarität und des Widerstands und als Antwort auf systemische Gewalt. Die Performer*innen interpretieren Videoaufnahmen von asiatischen Personen, die aufgrund körperlicher Angriffe im öffentlichen Raum zu Fall gekommen sind, und kehren diese um.
Und dies ist nur ein Ausschnitt aus dem Programm …
Foto: Ei Arakawa, Here Comes a Cohort, Through the Wind Tunnel, Performance in der Galerie Taka Ishii Viewing Room, 2023, Courtesy der Galerie Taka Ishii, Foto: Ryuta Seki und Kenji Takahashi