Senckenberg zeigt »365 Augen – Blicke des Lebens«
und »Verborgene Schätze«

© Meune LehmannsVersumpft in Bockenheim

Als die Nortorfer Künstlerin Meune Lehmann, ihre Bildergalerie vorstellend, plötzlich vom Sehen und Gesehen-Werden und vom Beobachten fabuliert, stellt sich der Chronist schon mal darauf ein, gleich wieder was von NSA und Überwachung zu hören, bei all den Augen um ihn herum. Doch falscher Alarm! Lehmann erzählt von ihren Begegnungen mit Tieren unter Wasser und anderswo. Im Schauraum 211 des Senckenberg Naturmuseums hat sie unter dem Titel »365 Augen – Blicke des Lebens!«  nichts als ihre naturgetreuen Gemälde von Tieraugen ausgestellt: Vogel-, Fisch- und Katzenaugen, aber auch solche von Insekten, Schweinen, Elefanten oder Reptilien. Keines wie das andere, allesamt schön, faszinierend bunt und in der den Bedürfnissen der Spezies entsprechenden Form – wie die Evolution sie schuf. Umwerfend farbenfroh kommen die nur 30 x 30 Zentimeter großen Acrylquadrate daher, die  in 15er-Blöcken gefasst sind. 365 sind es, die man auch für Fotografien halten könnte, zumal sich in mancher Tierpupille der Fotograf spiegelt. Nicht nur Kindern wird es ein Vergnügen sein, die Zugehörigkeit der einzelnen Augen zu erraten.  Als Vorlagen hat die Künstlerin tatsächlich Fotografien aus Künstleralben oder dem Internet verwendet.
Im Nachbarraum der Wanderausstellung hat das Naturmuseum »Senckenbergs verborgene Schätze« aus den eigenen Beständen der fünf deutschen Dependancen des Hauses aufbereitet. In zirka 30 Vitrinen sind Funde und Gegenstände zu sehen, die nicht nur selten oder wertvoll oder beides sind, sondern mit denen sich auch spannende, bisweilen skurrile Geschichten verbinden, die für den Besucher in buchförmig präsentierten Kladden nachzulesen sind.
Im Fall des halben Dutzends Hundeschädel, die dem Museum 1910 vom ehemaligen Weltmeister im Säbelfechten, dem Niederhöchstädter Drogisten und Hundezüchter Karl Hopf, gestiftet wurden, stehen weniger die Exponate als ihr Geber selbst im Fokus. Hopf wurde zwei Jahre später als mehrfacher Giftmörder überführt und dafür 1914 in Preungesheim enthauptet. Unter seinen Opfern war auch seine erste Frau, für die er eine Lebensversicherung  kassiert hatte.
Ein weiterer Frankfurter Schädel reicht sogar 11.000 Jahre zurück. Es ist der im Jahre 1910 bei Bauarbeiten in der Robert-Maier-Straße entdeckte Kopf des pudelgroßen Senckenberg-Hundes, der somit bezeugt, dass es in Frankfurt damals schon aushaltbar war. Dass das Tier nach dem Stand der Forschung in einem Sumpf umgekommen sein muss, widerspricht dem nicht, denn in Bockenheim zu versumpfen, das kann einem auch heute noch passieren.

Lorenz Gatt
»Augen – Blicke«: bis 31. Oktober, »Verborgene Schätze«: bis 10. Januar
Mo., Di., Do., Fr. 10–17 Uhr; Sa., So. 10–18 Uhr; Mi. 10–20 Uhr
www.senckenberg.de/Frankfurt

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