Die Nachricht von den verlässlich sinkenden Pandemiezahlen zündete am Staatstheater Mainz wie ein Anschlusstor für Mainz 05 in der heimischen Fußballarena nach einem lange für aussichtslos gehaltenen Rückstand. Mit einem Ruck sind die Theatermacher vom Gutenbergplatz wieder zurück im Spiel. Dass mit dieser euphorisierenden Meldung im Rücken das Ensemble tanzmainz gleich aufs Dach stieg, muss nicht wundern. Für die Zeit eines Tests, eine intensive Viertelstunde, wurde auf dem Dach des nahen Parkhauses Kronberger Hof eine tänzerische Choreo, wie es in Fußballfankreisen heißt, aufgeführt. Drei Mal fand »Molto Vivace« von Koes Augustijnen und Rosalba Torres Guerrero dort statt.
Neu angepfiffen wird das Spiel auf der Bühne aber erst am 3. Juni. Acht Premieren und auch zahlreiche Wiederaufnahmen stehen dann auf dem bis zu den Sommerferien reichenden Programm. Wie schon nach dem Lockdown im Vorjahr, richten sich die ersten Produktionen vor allem an Kinder und Jugendliche, die, wie wir alle wissen, massiv unter den Folgen der Pandemie zu leiden hatten und haben, angesichts der schlimmen Auswirkungen von sozialer Distanz und geschlossener Schulen. Mit »Die Bremer Stadtmusikanten« eröffnet die Kinder- und Jugendsparte justmainz am 3. Juni (Fronleichnam) um 15 Uhr den Spielbetrieb im Großen Haus. Und nur drei Stunden darauf, um 18 Uhr, erlebt »Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen« von James Krüss seine Premiere im Kleinen Haus. Dass es bei den Stücken um Freundschaft und Musik, um Respekt und Zusammenhalt geht und vor allem darum, ein verlorenes Lachen, wiederzugewinnen gilt, scheint doch sehr passend in diesen Tagen. Und sonntags drauf, am 6. Juni um 18 Uhr meldet sich die Oper – Kinder willkommen – mit der Premiere von Engelbert Humperdincks »Hänsel und Gretel« mit einer vorerst freilich nur halbszenischen Inszenierung zurück.
Bevor am 12. Juni die Schauspielsparte zu ihrer ersten Premiere, der Uraufführung von »Westwall«, kommt, sieht es auf dem Spielplan schon wie Normalbetrieb aus. Das sehen wir wieder den »Werther«, den »Herrn Lehmann« und vor allem – unbedingt zu erwähnen – Sharon Eyals Kultstück »Soul Chain« gleich mehrfach angesetzt. »Westwall« ist eine Stückentwicklung von Regine Dura und Hans Werner Kroesinger, die dem Mythos des auch »Siegfried-Linie« betitelten 630 Kilometer langen militärischen Verteidigungssystems des NS-Staates nachgeht.
Die erste theatrale Neuinszenierung wird Bertold Brechts »Mutter Courage« unter Regie von K.D. Schmidt am 17, Juni sein. Weitere Premieren stehen im U17 für »Einfache Leute« (Anna Gschnitzer) und »Frieden, Liebe Freiheit« (Stijn Devillé) an. Die Oper Mainz hat am 27. Juni Wolfgang Amadeus Mozarts »La Finta Giardiniera» angesetzt.
Bei allen Aufführungen gilt Maskenpflicht, die Besucher sitzen auf Abstand. Außerdem muss ein negativer Corona-Test nachgewiesen werden, der auch im Staatstheater gemacht werden kann. Bis auf weiteres müssen Eintrittskarten per Mail, Telefon oder an der Theaterkasse vorreserviert und die Besucher registriert werden. Daher sind in dieser Spielzeit keine Online-Buchungen möglich.