Theatre4you zeigt am Kellertheater »Iphigenie. Königskind«

Die griechische Flotte unter Agamemnon ist auf dem Weg nach Troja, um die Entführung der schönen Helena, der Frau von Agamemnons Bruder Menelaos, zu rächen. Aber die Griechen sitzen wegen anhaltender Windstille in Aulis fest. Als Pfand für die Weiterfahrt und die Eroberung Trojas soll Agamemnon seine Tochter Iphigenie auf dem Altar der Göttin Artemis opfern. Dann würden die rettenden Winde geschickt werden.
Iphigenie: sie wurde damit weltberühmt. Jeder kennt die Geschichte. Aber kennt jeder Iphigenie? Kennen wir wirklich dieses junge Mädchen, das vom eigenem Vater aus Gründen der – nennen wir es mal Staatsräson – hingerichtet werden sollte? Ist es nur ein Theaterstück von Euripides, Uraufführung 405 v.u.Z., angesiedelt in versunkenen barbarischen Zeiten? Oder können Mythen dabei helfen, gesellschaftliche Strukturen auch heute noch zu entlarven?
Wer das Stück auf den Spielplan nimmt, und das tun viele, kommt um die Frage nicht herum: wie interpretiert man dieses unglaublich brisante Material? Wie holt man es hinauf in unsere Zeit?
Das Theatre4You geht mit seiner Inszenierung »Iphigenie. Königskind« von Pauline Mol jetzt noch ein bisschen weiter: Was passiert, wenn Iphigenie als Kind ihre Geschichte selbst erzählt? Wenn sie in die Jetztzeit springt und infrage stellt, was mit ihr geschehen soll? Rebelliert? Heute werden Kinder geopfert, indem man sie als Soldaten einsetzt, man opfert ihre Kindheit aufgrund von barbarischer Armut. Was ist, wenn man feststellt, dass die Zeit eigentlich nie aufgehört hat, barbarisch zu Kindern zu sein?
Wichtige, spannende Fragen. Das Stück will die Kompanie nicht als Kinder-, sondern als Familientheater verstanden wissen und stellt es in den entsprechenden Kontext: »Familien müssen sich der Frage stellen, wie sie Kinder und Jugendliche heute vor den aktuellen Zumutungen und Gefährdungen in den jeweiligen Lebenswelten schützen können und wollen. Wie sie auf die Formen des Protestes und der Rebellion von ihnen reagieren, in welche Zukunft sie ihre Kinder entlassen«, sagt Regisseur Michael Gonszar. Die Schauspieler*innen und das Team um Lou Siebold, Tonja van Helden und Wolfgang Sterker schöpfen aus dem Formenreichtum der theatralischen Mittel – Musik und Film, um z.B. unterschiedliche Zeit- und Bewusstseinszustände erlebbar auf die Bühne zu bringen.
»Iphigenie. Königskind« bildet den Auftakt zur Trilogie »Wilde Kindheit«, in deren weiterem Verlauf auch »Hase, Hase« von Coline Serreau und »Fette Männer im Rock« von Nicky Silver später im Jahr zu sehen sein werden.

as / Foto: © Kellertheater
Termine: 20., 21., 27., 28. Januar, 20.30 Uhr; 22. Januar, 19 Uhr
www.theatre4you.de, www.kellertheater-frankfurt.de

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