Immer wieder soll es bei den ausgedehnten Konzertreisen kaputte Gitarren und ruinierte Verstärker geben: Kein Wunder bei Turbostaats höchst energischem, schnellem Punkrock, der ein paar Jahre nur ein Szene-Publikum erreichte, doch schon lange auch die größeren Clubs und Hallen füllt.
Turbostaat, diesen in Husum gegründeten norddeutschen Fünfer, gibt es schon seit 1999. Eine Band, die heute zum Besten gehört, was härtere Punkmusik aus Deutschland zu bieten hat. Acht Alben sind bisher erschienen, »Flamingo«, »Schwan«, »Vormann Leiss«, »Das Island Manöver«, »Stadt der Angst«, »Abalonia«, »Nachtbrot« und »Uthlande«: eine musikalische Kritik an den Befindlichkeiten »eines Staates, der auf Turbo schaltet«, wie die Gruppe in Interviews gesagt hat.
Mit den eher einfachen musikalischen Strukturen des frühen Deutsch-Punks hat Turbostaat nichts gemein. Ihre Musik ist trotz aller Härte und Schnelligkeit von großer Fragilität. Komplexe Kompositionen mit sperrigen Rhythmus-Wechseln verlangen konzentriertes Zuhören und freuen Fans von geistesverwandten Bands wie Dackelblut, Oma Hans oder Boxhamsters.
Haken und Ösen gehören genauso zu dieser Musik wie freie, assoziative Texte. »Leb doch mehr wie deine Mutter, leb bloß nicht wie ich«, diese Zeile aus dem Turbostaat-Klassiker »Harm Rochel« ist eine typische Turbostaat-Text-Verdichtung, Poetisierung existenzieller Ängste und Bedrohung, mehr Literatur als Pop-Text, weit weg von Szene-Befindlichkeiten. Trister, grauer Himmel, erfüllt von störrischem Gitarren-Grollen. So klingt Turbostaat. Das hat sich über all die Jahre nicht geändert. Jetzt ist die Band im Zoom zu Gast.
»Turbostaat« im Zoom Frankfurt
