Dieses Filmfest war immer ein fester Termin im Frankfurter Kinokalender. Anfang Dezember wurde das Deutsche Filmmuseum in seinem Kinobereich ein bisschen Little Italy. Wunderbar diese Begrüßungen im Publikum, wenn sich Freundinnen und Freunde trafen. Da freute ich mich als filmbegeisterter Germane gleich ein wenig mit ihnen. Und wenn ich von den erwartungsvollen Italienerinnen gefragt wurde, wie mir der Film gefallen hatte, wagte ich kaum ein kritisches Wort zu sagen.
Aber das Virus kennt kein Erbarmen. Und weil eine Hybridversion nicht vorgesehen ist, bisher jedenfalls, wird verschoben. Zuerst auf das Jahresende und jetzt auf Mitte/Ende Januar oder bei anhaltenden Schließungen auf einen der Folgemonate.
Das geplante Programm bietet wieder einen Einblick ins aktuelle italienische Kino. Ein Höhepunkt ist eine Preview von »Martin Eden«, der Jack-London-Verfilmung von Pietro Marcello, deren Kinostart zur Zeit für Ende Januar angekündigt ist. Der diesjährige Berlinale-Film (Generation 14+) »Palazzo di giustizia« (Justizpalast – Vor dem Gesetz sind alle gleich) soll von Regisseurin Chiara Bellosi persönlich oder via Online-Zuschaltung begleitet werden.
Aus dem Wettbewerb der Berlinale von 2019 stammt Claudio Giovannesis »La paranza dei bambini« (Der Clan der Kinder). Das mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnete Drama schildert eindrucksvoll, wie die Mafia nun auch für Teenies zum Vorbild geworden ist.
Die traditionelle Hommage, zu der über die Jahre hinweg Italiens Regieadel in Frankfurt zu Gast war, ist diesmal Lina Wertmüller gewidmet. Die Retrospektive soll von den 1960ern bis in die 1990er einen vielfältigen Einblick in ihr umfangreiches Werk ermöglichen. Die Hommage findet in Kooperation mit der Kinothek Asta Nielsen statt, die zudem vier weitere Programme mit Arbeiten süditalienischer Regisseurinnen präsentiert. Die Filme sind wie gewohnt in der deutsch (einmal englisch) untertitelten Originalfassung angekündigt.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass es mit den Shutdowns und Lockdowns bald ein Ende hat und das Festival auch tatsächlich stattfindet. In der Ankündigung des Deutschen Filmmuseums liest es sich so: »Ausführliche Informationen zum Programm sind nach finaler Festlegung des Termins online unter www.dff.film/verso-sud finden.« Ich bin gespannt.
Claus Wecker (Foto: Martin Eden, © Piffl Medien)