Als die Kunststudentin Una (Elín Hall) mit ihrem Kommilitonen Diddi (Baldur Einarsson) den Sonnenuntergang an der isländischen Küste beobachtet, ahnt sie nicht, dass ihrem jungen Glück nur noch wenige Stunden beschieden sind. »Ich bin es leid, dich heimlich zu treffen«, sagt sie, und Diddi verspricht, mit seiner Freundin am nächsten Tag Schluss zu machen. Doch er wird nicht bei ihr ankommen.
Der Feuersturm im langen Reykjaviker Autotunnel ist die große Meldung in den Nachrichten. Una tröstet ihre Freunde, die Angehörige vermissen, und ahnt nicht, dass auch sie betroffen ist. Doch Diddis bester Freund Gunni (Mikael Kaaber) teilt ihr unter Tränen mit, er habe Diddi seinen Wagen geliehen, weil dessen Flug in die Provinz gestrichen worden war. Diddi sei also zur Zeit des Unglücks in dem Tunnel gewesen.
Trotzdem hofft Una, als sie ins Krankenhaus geht, dass ihr Liebhaber doch noch am Leben ist. Immer wieder versucht sie, ihn anzurufen. Immer wieder geht der Anruf-Ton ins Leere. Bis sie sich endgültig eingestehen muss, dass er umgekommen ist.
Mit einem Schlag sind ihre Träume zerstoben. Einen Japan-Urlaub wollten sie machen. Der beschwingte Beginn ihrer Beziehung, ihre körperliche Nähe, der Ausblick auf eine gemeinsame Zukunft – von all dem ist nur noch eine schmerzhafte Erinnerung geblieben. Mit versteinertem Gesicht läuft sie mit ihrer Freundesclique durch die sonnendurchflutete Stadt und unterdrückt ihre Trauer, wozu ihr auch Gunni rät, der als einziger von ihrer engen Beziehung zu Diddi weiß.
Besonders heikel wird Unas Situation, als Diddis langjährige Freundin Klara (Katla Njálsdóttir) nach Reykjavik kommt und von allen getröstet wird. Wie gelähmt steht Una daneben, zu einer Eruption der Gefühle scheint sie nicht fähig. Regisseur und Drehbuchautor Rúnar Rúnarsson belässt es bei einem dramatischen Moment: bei der großartigen Schilderung der Fahrt durch den dunklen Tunnel, die mit der Aufeinanderfolge der Deckenlampen beginnt, bis sich der mörderische Feuerball der Kamera nähert.
Mit nordischer Zurückhaltung und umso größerer Empathie schildert Rúnnarsson indes das Verhältnis der zwei wichtigen Frauen in Diddis Leben. Klara ist nicht nur von der Frisur her, ihren längeren Haaren, die weiblichere und realistischere der beiden. Von moderner Kunst hält sie nicht viel, und für Diddis spektakuläre Performance, bei der er Alkohol bis zum Umfallen getrunken hat, fehlt ihr jedes Verständnis.
Erst allmählich scheint sie zu ahnen, dass zwischen ihrem Partner und Una, die sie für lesbisch gehalten hat, etwas mehr als nur eine harmlose Bekanntschaft bestanden hat. Um Una und Klaras Annäherung visuell zu unterstreichen, vereint Kamerafrau Sophia Olsson deren Gesichter übereinander auf einer Glasscheibe. (Das »Persona«-Zitat war doch allzu verlockend.)
Auf die Zeit vom Sonnenuntergang des vorigen Tages bis zum Sonnenuntergang des Unglückstages beschränkt sich die Erzählung des Films. Und sie ist mit den unterschiedlichsten Emotionen gefüllt. »Als ob Diddi die Sonne wäre und wir uns von ihm verabschieden«, stellen die beiden Frauen fest, als sie am Abend zusammen am Strand sitzen.
»Wenn das Licht zerbricht« zeigt, wie die Verarbeitung eines Todesfalls zu einem neuen Blick auf das Leben verhilft. Wir alle verdrängen, dass wir sterben müssen, besonders wenn wir jung sind. Wenn wir an die Endlichkeit unserer Existenz erinnert werden, kann diese eine neue Intensität gewinnen. Das zu schildern ist Rúnar Rúnarsson in seinem vierten Spielfilm eindrucksvoll gelungen.