»I Am the River, the River Is Me« von Petr Lom

Der etwas merkwürdige Titel dieses Dokumentarfilms ist schnell erklärt, denn tatsächlich bekam der Whanganui River, der Fluss, um den es hier geht, im Jahr 2017 den Status einer juristischen Person. Es handelt sich um den ersten Fall, in dem einem Fluss und seinen Ufern die Rechtspersönlichkeit verliehen worden ist.

Das hat er den Maori zu verdanken, die sich in Neuseeland schon seit unzähligen Jahren lautstark zu Wort melden. Und dies mit großem Erfolg. Die Maori haben in langem Kampf gegen die britische Krone einen bedeutenden Einfluss auf die Politik Neuseelands bekommen. Man kann sogar sagen, dass sie ihre Form der Entkolonialisierung erfolgreich vorangetrieben haben.
Ihre Bemühungen, ein ganzes Ökosystem vor dem heutigen Raubbau zu schützen, hat Schule gemacht. Bis nach Europa, wo die niederländischen Filmemacher Petr Lom und Corinne van Egeraat vom erfolgreichen Kampf um die Naturbelassenheit des Whanganui River auf der neuseeländischen Nordinsel erfuhren. Die Menschenrechte sind seit 15 Jahren das Thema ihrer Dokumentarfilme, und so flogen sie nach Neuseeland und trafen den Maori-Flusswächter Ned Tapa .
Aus dieser Begegnung entstand ein Kurzfilm, gewissermaßen eine Vorstudie. Denn den Aktivisten steht der Sinn nach einer weltweiten Bewegung zum Schutz der Natur, die sich ja auch weltweit in einem bedauernswürdigen Zustand befindet. Und so lud Ned Tapa die Filmemacher, internationale Wasservertreter und Umwelt-Aktivisten zu einer Kanufahrt in die Provinz Aotearoa ein.
Die daraus entstandene Doku »I Am the River, the River Is Me« besteht aus Statements der Māori, die von ihrem Leben am Fluss und auch von den historischen Schandtaten der Engländer erzählen, die Kinder der Eingeborenen raubten oder umbrachten, um ihre Herrschaft über die Kolonie zu festigen. Sie sind eingefasst von tollen Naturaufnahmen, in deren Mittelpunkt zwei große, mit internationalen Gästen vollbeladene Kanus zu sehen sind, die von kräftigen Einheimischen durch den Whanganui gepaddelt werden. (Manchmal scheinen sich die Verhältnisse kaum zu verändern.)
Trotz ihrer modernen Outdoor-Bekleidung wirken die männlichen Touristen-Guides wie urwüchsige Eingeborene, die noch immer den Fluss verehren und auch ein mythisches Familienerbe, um nicht zu sagen: Familienmitglied, in ihm sehen. Dabei scheinen sie frei vom modernen Streben nach Besitz und Herrschaft. »Den Maori ist es wichtig zu bewahren. Den Nicht-Maori ist es wichtig zu besitzen. Etwas zu bewahren heißt, so lange wie nötig da zu sein«, verkündet einer von ihnen, wenn er seine Lebensweise erklärt.
Sehenswert ist der manchmal etwas sprunghaft zusammengeschnittene Film besonders durch seine Naturaufnahmen, die man im Kino genießen kann, ohne nasse Füße zu bekommen. Die versöhnen auch mit dem etwas zu optimistischen Text am Ende, in dem verkündet wird: »Der Whanganui River hat eine globale Bewegung entfacht. Weltweit werden immer mehr Flüsse und Seen als juristische Personen anerkannt. Die Rechte der Natur sind die m schnellsten wachsende juristische Bewegung der Welt.«

Claus Wecker / Foto: © Mindjazz
>>> TRAILER
I Am the River, the River Is Me
Dokumentarfilm von Petr Lom, NL/N/NZ 2024, 88 Min.
Start: 08.05.2025

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