Zum Jubiläum: ein Buch! Der Schlachthof in Wiesbaden wird 30

Der Schlachthof in Wiesbaden. 30 Jahre gibt es ihn schon. DIY, lass‘ es uns selbst versuchen, das war der erste Impuls, als Anfang der neunziger Jahre eine kleine Gruppe von gegenkulturell geprägten Punk- und Hardcore-Fans und Underground-Kulturaktivisten auf die Idee kam, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Bald fanden erste Konzerte im heruntergekommenen alten Schlachthof statt. 1994 gab es dann einen Mietvertrag von der Stadt und Zuschuss für die nötigsten Sanierungsarbeiten. Im Dezember 1994 schließlich wurde das Kulturzentrum Schlachthof in der ehemaligen Räucherkammer eröffnet. Die ersten Konzerte spielen Cellcirk, Spado und Thieves Like Us – damals ganz tolle Bands aus Wiesbaden.
Der Rest ist große, ganz große Schlachthof-Geschichte. Und diese Geschichte erzählt jetzt ein Buch mit Texten und Bildern, das im Mainzer »Ventil«-Verlag erschienen ist. »Schlachthof Wiesbaden. 1994 bis heute« heißt es, ein tolles Buch über ein einzigartiges soziokulturelles Zentrum im Rhein-Main-Gebiet. Beim Betrachten der Bilder wird man noch einmal wehmütig: Die alte Räucherkammer. Die alte Halle. Alle diese Konzerte. Diese ganzen Nächte. Diese ganze Jugend. Alles weg. Alles abgerissen. Alles neu. Heute kommen 300.000 Besucher jährlich.
Aus dem Schlachthof wurde nach und nach ein Standortfaktor, ein kultureller Hauptakteur in Wiesbaden. Ist das noch Punk? Ist das noch Subkultur? Trotzdem: Diese Geschichte ist eine Geschichte der Liebe zur Musik, zur Popkultur, eine überaus spannende Geschichte der Widersprüche. Tolle Dokumentation eines wirklich legendären Kulturzentrums, in dem wir einige der wirklich großen Nächte unseres Lebens verbracht haben.

Marc Peschke
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.: » Schlachthof Wiesbaden. 1994 bis heute«. Ventil Verlag, Mainz, 2024, Hardcover, farbig, 232 S., 40 €.

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