Ensemble 9. November präsentiert im Gallus Theater ein »Lied über Garnichts« für Fluss und Bühne

Vom non ens, dem Nicht-sein, zum Nonsens ist es wahrscheinlich gar nicht so weit. Deshalb kann ein Stück, das nichts als das Nichts vorgibt, nur eine Gratwanderung sein. Oder eben ein Thema für einen philosophischen Theatermacher wie Wilfried Fiebig, vielseitiger Künstler und Dozent in Personalunion, und für den gesamtkunstwerklichen Zugriff des Ensembles 9. November. Als ein »Stück für Fluss und Bühne« kündigt der Maestro eine Arbeit an, die in der Kopfzeile – »Ich werde ein Lied über rein Garnichts machen« – Wilhelm von Aquitanien zitiert, Graf von Poitiers und Herzog von Aquitanien (1071–1125).
Wilfried Fiebig verrät uns, dass es dem »ersten Troubador« in seinem Gedicht um die Quelle der Kunst gegangen sei, 700 und mehr Jahre bevor Kant den Satz formulierte, dass »schön ist, was ohne Begriff gefällt« und auch Hegel erklärte, was die Poesie über die schnöde Prosa erhebt. Wer sich in Fiebigs Welt begibt, braucht nun aber weder die »Kritik der reinen Vernunft«, noch die »Vorlesungen zur Ästhetik« im Beigepäck, um sich auch im hegelschen Sinne gut aufgehoben zu fühlen. Von Laid-back über Up & Away.
Dazu tragen die großen Texte bei, die Fiebig assoziativ aus den Quellen der nicht nur europäischen Literaturgeschichte schöpft, fokussiert dieses Mal auf die südfranzösische Provinz und Spanien. Flamenco und Lorca, Liebe und Untreue, Tod und Krieg, sind die Themen, Bilder wie Dürers »Ritter, Tod und Teufel« und Malewitschs »Schwarzes Quadrat« treten auf, wie man wohl sagen darf.
Allerhand, was da aus Garnichts entsteht und noch folgt. Denn zum Aufgehoben-sein tragen auch das Spiel der Vortragenden, das Fiebig mit dem Schauspieler Richard Köhler bestreitet, und die selbstgefertigten skulpturalen Kostüme und Requisiten bei. Und ganz wesentlich die live gespielte Musik von Theodor Köhler, der seine Kompositionen selbst am Piano intoniert und von den großartigen Stimmen Julie Grutzkas (Sopran) und Pauline Jordans (Mezzosopran) begleitet werden wird.
Zum Aufgehoben-sein wird – oder soll – auch der Film (Jörg Langhorst) beitragen, der – von der Pandemie befördert – als Medium an Bedeutung gewonnen hat für Fiebigs Arbeiten. Mit Musik untermalt schaffen berauschende Bilder vom Fluss und den beiden Protagonisten am Ufer den atmosphärischen Hintergrund der Aufführung: »Auf dem prosaischen Main schwimmt die Poesie der Bühne«.

gt (Foto: © Jörg Langhorst)

Termine:
26.–29.Mai jeweils 20 Uhr
www.gallustheater.de

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