16. Lichter Filmfest vom 18.–23. April in Frankfurt

Die Wahl des Eröffnungsfilms fiel in diesem Jahr nicht schwer, wurde doch »Bis ans Ende der Nacht« großenteils in Frankfurt gedreht und auf der kürzlich beendeten Berlinale mit einem Darsteller-Bären für Thea Ehre ausgezeichnet. Zudem bringt er das Jahresthema »Liebe« mit allem Spannungspotential auf die Leinwand. Als verdeckter Ermittler soll der schwule Robert über die fingierte Beziehung mit Transfrau Leni (die im Gegenzug auf Bewährung aus der Haft entlassen wird) das Vertrauen eines Kriminellen gewinnen.

Der extravagante Krimi »ist ein Lichtblick für den deutschen Film, realisiert von einem vielversprechenden Regisseur, der filmpolitisch Haltung bezieht – ganz im Sinne der Filmreihe und des Kongresses ›Zukunft Deutscher Film‹«, sagen die Organisatoren Johanna Süß und Gregor Maria Schubert.
Regionales, zumindest deutsches Filmschaffen mit bemerkenswerten internationalen Produktionen zu kombinieren, die es verdienen aus der Masse der aktuellen Filme herausgehoben zu werden, war ja von Anfang an ein Ansporn für Gründer Schubert.
In dem deutschen Beitrag »Das Lehrerzimmer« von Ilker Çatak gerät eine junge idealistische Lehrerin durch eine ungeklärte Diebstahl-Serie in einen Konflikt, der sie zunehmend verzweifeln lässt. Fabian Stumms queeres Langfilmdebüt »Knochen und Namen« wurde auf der Berlinale mit Standing Ovations gefeiert. Ganz ohne Förderung entstanden, ist der Film über ein sich entzweiendes Künstlerpaar eine sensible und humorvolle Reflexion der kleinen und großen Dissonanzen in Partnerschaften. Beide Filme sind in Hessen erstmals in einer öffentlichen Vorstellung zu sehen.
Auch um das hessische Filmschaffen braucht man sich keine Sorgen zu machen. Im Wettbewerb um den begehrten Lichter-Bembel treten dieses Jahr sieben regionale Langfilme mit Hessenbezug an. Der Dokumentarfilm »Einzeltäter Teil 3 – Hanau« über das Attentat vom 19. Februar 2020 hat seine Weltpremiere. Filmemacher Julian Vogel zeichnet ein Porträt der Betroffenen zwischen Wut, Trauer und Entschlossenheit. Die Dokumentation »Fitness California« der gebürtigen Wiesbadenerin Nadine Zacharias spielt in einem Freiburger Kult-Fitnesscenter, das sich mit mehreren Ringer-Legenden schmücken kann.
Von den internationalen Langfilmen ist der spanisch-französische Provinz-Thriller »As bestas« (The Beasts) von Rodrigo Sorogoyen zu nennen. Zwischen den Einheimischen eines galizischen Dorfes und einem zugezogenen französischen Ehepaar entbrennt ein Konflikt, bei dem die Liebe zur Heimat und die Liebe zur Natur kollidieren. Nach der Premiere 2022 in Cannes gewann der Film bei den diesjährigen Goya-Awards, den spanischen Oscars, von 17 Nominierungen 9 Preise, darunter den in der Kategorie »Bester Film«.
Regisseur Chandler Levack scheint in »I Like Movies« auf den Werdegang Tarantinos anzuspielen. Der 17-jährige Lawrence ist ein hoffnungsloser Film-Nerd, der auf seinem Weg zum Regie-Weltstar einen Job in lokalen Videothek annimmt. Aber auch das Festivalthema kommt in der Komödie nicht zu kurz.
Ehrengast Edgar Reitz wird für eine Lesung aus seinem Buch erwartet. Parallel findet vom 19. bis zum 21. April der 3. Kongress »Zukunft Deutscher Film« statt, auf dem die aktuelle Diskussion fortgesetzt wird. Es sollen die Themen Filmförderung, Produktion, Finanzierung, Verwertung, Ausbildung sowie Nachwuchs und Diversität) diskutiert und alternative Konzepte, Vorschläge und Denkansätze entwickelt werden sollen.

cw / Foto: »Das Lehrerzimmer«, © Alamode Film
Alle Tickets und Pässe können auf der Festival-Website erworben werden: www.lichter-filmfest.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert