Barock am Main zeigt »Worschtmichels Traum oder Der König von Frankfort«

Er hat es nicht leicht mit seiner Frau daheim, und nicht nur dort. Auch im Beruf ist für den ewigen Metzgergesellen Michel kein rechtes Fortkommen. Kein Wunder also, dass es ihn, den alle Frankfurter nur den Worschtmichel nennen, immer wieder weg von der zänkischen Alten in die Wirtschaft treibt, Dass ihm nicht alles Worscht ist, zeigt sich, sobald er etwas getrunken hat. Gerne und laut fabuliert er dann, was er als König von Frankfurt alles anders machen würde und wie sich manche dann wundern würden in der Stadt.
Und so kommt es dann auch: Denn »Worschtmichels Traum« von der Macht am Main wird auf ganz seltsame Weise wahr. Nach einer durchzechten Nacht erwacht er in vornehmen Kleidern morgens auf einem Misthaufen und wird von den Menschen plötzlich ehrerbietig als König gegrüßt. Und nicht nur das, man hört auch auf ihn. Dass der von einigen Patriziern der Stadt veranstaltete nächtliche Schabernack mit dem armen Tropf, aber schon bald nicht mehr nur Heiterkeit auslöst, erzählt die von dem Frankfurter Mundart-Autor Rainer Dachselt in geschniegeltem Hessisch verfasste Geschichte. Wie kriegt man den Kerl auf den Misthaufen zurück, wenn der einfach nicht will? Dachselt hat sich von einem Werk des dänischen Barockdichters Ludvig Holberg (Der politische Kannengießer, 1722) anregen lassen. Ein nachgerade zeitgemäßes Stück für eine Stadt, die wie keine andere in der Republik von der Chuzpe ihres höchsten zu vergebenden Amtes weiß. Ja, ein Stück auch für Feldmann-Versteher – vielleicht.
Gespielt wird nach der pandemiebedingten zweijährigen Pause wieder und noch immer im Hof der Höchster Porzellan-Manufaktur in der Palleskestraße. Der Garten des Bolongaro-Palastes dürfte erst in zwei Jahren wieder bespielbar sein. Auf der Bühne sehen wir neben Michael Quast in der Titelrolle auch Alexander J. Beck, Dominic Betz, Pirkko Cremer, Claudia Jacobacci, Ulrike Kinbach, Eric Lenke und Ulrich Sommer. Regie führt Sarah Groß.

gt / Foto: © Maik Reuß

Termine: 21. Juli bis 14. August, Di.–Sa., 20 Uhr; So., 16 Uhr
www.barock-am-main.com

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