Viele haben in diesem Sommer am südlichen Mainufer das königsblaue Zelt unter den alten Ahornbäumen und vor allem das Café Senza Licenza mit seinen vorzüglichen Getränken vermisst und bestimmt nicht wenige auch das kulturelle Programm der Comoedia Mundi. Schließlich gastiert das 1983 gegründete Theater seit 1987 in Frankfurt und seit der Jahrtausendwende am Main. Zwei Monate später als gewohnt kommt das aus der Gegend von Erlangen stammende Wandertheater von Loes Snijders und Fabian Schwarz nun zurück zum Schaumainkai. Der Grund dafür war eine die ganze Stadt samt Main über Wochen okkupierende Veranstaltung für auswärtige Fußballer.
Endlich also, vom 12. September an, wird am Main wieder der beliebte Espresso Delicato ausgeschenkt, am 15. September gibt es ebenda im Café-Garten mit »Bonjours Francfort« ein erste Begrüßung mit einem Chanson-Abend bei freiem Eintritt, und am 21. September zeigt das »Haus« in höchsteigener Sache denbereits prämierten Dokumentarfilm »Die Welt auf Rädern«. Über ein ganzes Jahr hinweg hat Filmemacher Felix Rudolph die Franken auf ihrer Tournee begleitet und ein beeindruckendes Porträt über das Leben und Arbeiten für ein Zelttheater geschaffen. So richtig kulturell kommt Comoedia Mundi ab dem 25. September in Gang: mit der eigenen und wunderbar eigenwilligen Interpretation von Hans Falladas großem Roman »Kleiner Mann – was nun?«. Die Geschichte von Pinneberg, Lämmchen und Murkel feierte vergangenen Sommer ihre Premiere und bleibt auch dieses Jahr das Kernstück der Tournee. Und das aus gutem Grund: Loes Snijders und Fabian Schwarz spielen in einem so berührenden wie mitreißenden Parforceritt mit eingestreuten Elementen der Pantomime, Stummfilmästhetik und Chaplinesken alle Rollen: »Ein irres Potpourri der Verwandlungskunst« sahen wir begeistert im Strandgut auf die Bühne gezaubert. Mit dem Fazit »Kleine Bühne, großes Spiel« (Strandgut, September 23). Das unbedingt zu empfehlende Stück wird auch am 26. und 27. September und dann noch weitere fünf Male im Oktober zu sehen sein.
Dazu gibt es immer wieder Konzerte. So steht am 28. Oktober »Chris B. ein Blueskonzert« auf dem Programm, ein Genremix aus Jazz, Boogie, Blues und Soul von Christian Jung, einem langjährigen Festival-Sideman von Bluesgrößen wie Karen Caroll und Sydney Ellis. Alle nötigen weiteren Informationen gibt es auf der Homepage.
Vieles wird in diesem Herbst anders sein beim Tangente-Festival. Nicht nur die Witterung, für die das Zelt gewappnet ist und bei Bedarf beheizt werden kann. Erstmals gastiert Comoedia Mundi nicht als Sommerpause-Überbrücker, sondern nach Beginn der Spielzeit 2024/25 und somit in unmittelbarer Konkurrenz zu sämtlichen Bühnen der Stadt. Allein gegen alle also, wovon sich Fabian Schwarz freilich nicht schrecken lässt. Mehr Theater in der Stadt und weniger lärmende Partyboote, eine solche Fixiierung auf Kultur könne Comoedia Mundi nur zugutekommen, findet er. »Wir brauchen keinen Vergleich zu fürchten.« Überdies bietet das Gastspiel am Main vielen, die sommers stadtflüchtig sind, nun die Chance, Bühnenkunst in einer sonst kaum mehr gebotenen Ursprünglichkeit zu erleben. Im nächsten Strandgut beleuchten wir den Oktober.