Tanz-Darbietungen, Performances, Konzerte, Theater und Installationen: Ein bisschen was von allem, abseits des Guckkasten-Formats, bietet auch in diesem Jahr das Performing Arts-Festival der im Gallusviertel beheimateten Spiel- und Probenstätte Frankfurt LAB. Es ist die vierte Ausgabe dieses Stelldicheins der lokalen freien Szene, das von etablierten Gruppen und Künstlern des Genres, wie dem Ensemble Modern, der Dresden Frankfurt Dance Company, Susanne Zauns zaungästen oder dem Musiker und Komponisten Oliver Augst, sowie von solchen gestaltet wird, die das noch werden wollen, wie Studierende der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK). Dass sich dieses 4. Festival seiner Art zeitlich und auch örtlich mit dem ebenfalls ausgerufenem 6. Performing Art-Festival kreuzt, muss niemand verstehen, geschweige denn kümmern. Ist halt so.
Sechs Tage mit 40 Auftritten von 20 Akteuren stehen in der Schmidtstraße und anderswo im Gallus, und auf dem Kulturcampus in Bockenheim an. Der Auftakt im Frankfurt LAB ist Mitgliedern des Ensemble Modern mit der Konzertinstallation »Tilde« vorbehalten, konzipiert und inszeniert von der Komponistin Anda Kryeziu. Was man sich unter dem Thema »Archivierung als künstlerische Praxis und kollektives Gedächtnis im digitalen Zeitalter« vorzustellen hat, das öffnet sich dem Publikum als »immersives Format für Ensemble, Licht, Video und Objekte« beim Eintauchen in den performativen Raum. Nicht ganz so kryptisch ist die Performance »Join« des DFDC-Ensembles angekündigt, die im unmittelbaren Anschluss an »Tilde« im Bockenheimer Depot startet (dazu gibt es Shuttles) und hier in der Rubrik Tanz (siehe Seite 13) vorgestellt wird.
Nur scheinbar ehrfurchtsheischend kommt die als Soundessay angekündigte Aufführung »Ichthyosaurus Brecht« daher, die mit gleich sechs Terminen an wechselnden Orten sowas wie das Herz des Festivals bildet. Sie basiert auf dem Essay »Vor der Sintflut«, in dem die ehemalige HR-Moderatorin Ruth Fühner sich künstlerisch mit der Bedeutung des Fluiden in Bertolt Brechts Werk beschäftigt, und der eigens von dem vielseitigen Künstler Oliver Augst mit dem französischen Trio »L‘impolie« geschaffenen Musik. Eine Collage aus Texten und Gedichten, in denen der hier als ungemein wendiges urzeitliches Fischreptil karikierte Autor die Metapher des Wassers als unablässig verändernde Kraft verwendet, und zugleich seine Unverlässlichkeit unterstreicht.
Wer es bis jetzt nicht wusste, wird überdies erfahren, dass es in Frankfurt eine Schlagzeug-Klasse gibt! »Listen! Percussion« titelt das Konzert der HfMDK-Studierenden, eine Einladung zu einer musikalischen Reise, die mit einem breiten Spektrum von altem und neuem, klassischem und experimentellem Repertoire sowie Musiktheater die Vielseitigkeit ihres Instruments demonstriert – Bodypercussion inklusive.
Susanne Zauns Chor zaungäste (»Kinderstar von 6 bis 8«), Jeanne Eschert (»gender is a magic trick …«), Mobile Albania (»Nahverkehr – Fahrtenschreiber«) und die Boys* in Sync »Zapfenstreich« sind nur einige von vielen weiteren Beiträgen eines künstlerischen Showdowns, der mit dem Vortrag »Narrative der Klimakrise« von Carolin Grumbach vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung endet. Dieser ist kostenlos, ansonsten aber gilt solidarisches Zahlen. Weitere Informationen sind auf der nachstehenden Homepage zu finden.
Das 4. F° LAB-Festival for Performing Arts vom 11. bis 16. Oktober
