Was für ein Start: Am 11. Oktober wird das Festival »Grenzenlos Kultur« in Mainz vom Berliner Theater RambaZamba mit »Der Schimmelreiter/Hauke Haiens Tod« eröffnet. Das erst im April uraufgeführte Stück betrachtet die berühmte Novelle von Theodor Storm in einem spektakulären Mix aus Schauspielkunst, Puppenspiel, Video und Livemusik aus heutiger Sicht als ökologisches Grusical. Kult-Regisseur Jan-Christoph Gockel, derzeit mit »Faust 1 & 2« am Schauspiel in aller Munde, hat die von Andrea Paluch und Robert Habeck als Krimi verfasste Überschreibung mit dem Puppenbauer Michael Pietsch realisiert und bringt dabei Darsteller der Inklusiv-Bühne mit Schauspielern des Deutschen Theaters ( Almut Zilcher, Manuel Harder) zusammen. Leider spielt der Headliner nur einmal im Kleinen Haus.
Insgesamt wartet die 26. Ausgabe der 1997 gegründeten Festspiele mit einem Dutzend großer Produktionen aus acht Ländern auf. Aus dem vorsichtigen Versuch vor mehr als 25 Jahren noch im KUZ-Mainz, Theater mit, von und für Menschen mit Beeinträchtigungen öffentlich zu präsentieren und damit sichtbar zu machen, ist Deutschlands größtes inklusives Theatertreffen geworden, das mit Sprech-, Tanz-, Musik- und Figurentheater alle Spielarten der Bühnenkunstform pflegt. Seit zehn Jahren, mit dem Beginn der Intendanz von Markus Müller, ist »Grenzenlos Kultur« nicht nur in den Räumlichkeiten des Staatstheaters Mainz präsent, sondern auch in das Abonnementsystem des Hauses integriert. Ein Aufstieg, der sich analog zur Akzeptanz von inklusiven Themen und Forderungen in der Bevölkerung vollzog und noch lange nicht abgeschlossen ist.
Unter dem Motto »Sterne des Südens« kommt mit dem besonderen Augenmerk auf Produktionen aus Südeuropa auch die Liebe nicht zu kurz. So tritt die weltbekannte inklusive Tanztheatergruppe Danza Mobile aus Sevilla mit »El festín de los cuerpos« (Das Fest der Körper) auf, das auf Basis von Platons philosophischem Werk »Symposion« über die richtige Auffassung von Liebe zu einer Feier von Erotik und Schönheit wird (17.10.,19.30 Uhr).
Die Verschiedenheit von Körpern ist auch Thema von Alessandro Schiattarellas Arbeit »Zer-brech-lich«, ein Musiktheaterstück mit drei Performerinnen auf der Suche nach Identität (12.10., 19.30 Uhr). Vom Wahnsinn der Liebe weiß auch Marina Oteros auf persönlichen Erlebnissen basierende Choreographie »Kill Me«. Inspiriert von dem lange mit schwerer Schizophrenie lebenden Tänzer Vaslav Nijinsky erarbeitete die in Spanien lebende Argentinierin ihr Stück mit vier Tänzerinnen mit mentalen Erkrankungen (19.10.,19.30 Uhr + 20.10., 18 Uhr).
Weitere Aufführungen:
– »Corpo Sobre tela« von Marcos Abranches (16.10.,19.30 Uhr)
– »Aurora Negra« von der gleichnamigen Gruppe auf Kreol, Chokwe und Portugiesisch (14.10., 19.30 Uhr)
– »Parlem-ne« von Vero Condeyo (18.10.,19.30 Uhr)
– »Bauchgefühl« mit dem Theater Thikwa und dem feministischen Kollektiv hannsjana (19.10.,21.30 Uhr)
– »Bettina bummelt« von Two Fish (20.10.,16 Uhr)
– »Die vielen Stimmen meines Bruders«, Magdalena und Valentin Schrefel (13.10.,18 Uhr)
– »Finding Willard«, Tom Struyf (15.10., 19.00 Uhr).
– »Besser den Spatz in der Hand als … okay, scheiß drauf, …« Oskar Spatz, Tim Gerhard (15.10., 21 Uhr)
Workshops, Einführungen, Konzerte und regelmäßige Nachtgespräche mit den Künstlern im Grünen Kakadu runden das opulente Angebot ab.