Das Dialogmuseum ist jetzt mitten in der Stadt in der B-Ebene

Es war recht glatt, geschwungen, hohltönend, aber doch keine Karosserie, was der Mann da mit seiner Hand hinter einem Wandloch zu fühlen meinte, sondern – die Saiten verrieten es ihm beim Griff in die zweite Öffnung – ein Klangkörper anderer Art, eine Geige. Die Erfahrung, wie es ist, wenn man seine Umgebung nicht sehen, sondern nur ertasten und erspüren kann, dürften aus schierer Neugier künftig so manche der bis zu 160.000 täglichen Passanten des Frankfurter Verkehrsknotenpunkts Hauptwache. Einfach mal reinschauen – es lohnt sich.
Seit dem 9. September ist das Dialogmuseum am neuen Standort B-Ebene Hauptwache wieder geöffnet, nachdem es Ende 2018 nach 13 Jahren sein Domizil in der Hanauer Landstraße aufgeben musste. Der Dialog findet in dieser Einrichtung zwischen Blinden, Sehbehinderten und Sehenden statt. Das Konzept »Dialog im Dunkeln – eine Ausstellung zur Entdeckung des Unsichtbaren« wurde vor rund 30 Jahren in Frankfurt entwickelt und wird heute weltweit an 29 Standorten praktiziert. Ältere dürften sich noch an die spektakuläre erste Unsicht-Bar im Bockenheimer Titania erinnern, die immer noch noch zum Angebot des Dialogmuseums gehört. Dem Besuch dieser Bar geht allerdings ein von Blinden und Sehbehinderten geführter Parcours durch stock(!)finstere Themenräume voraus, für den es ohne Abkürzung und Auslassung knapp eine Stunde braucht. Dass der neue Standort das Thema Mobilität stärker in den Vordergrund rückt, ist dabei nicht zu überfühlen und -hören. Nur mit einem Blindenstock ausgerüstet folgt man der Leitstimme durch eine quicklebendige Naturlandschaft, eine von der Bewohnerin Helene verlassene Wohnung und eine verkehrsumtoste Kreuzung im Stadtgebiet, inklusive einer Fahrt mit dem Ebbelwei-Express.
Neu ist auch ein Klangraum, in dem sich der Sound von wechselnden Klanginstallationen auf Möbeln erspüren lässt. Den Anfang macht dabei »069«, die vom neuen B-Ebenen-Nachbar MOMEM, dem künftigen Museum Of Modern Electronic Music, komponiert wurde.

gt (Foto: © Laura Brichta)

Mittwoch–Freitag , 9–17 Uhr; Samstag, 10–18 Uhr
www.dialogmuseum.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert