Das Kulturfestival Winterwerft 2019 wird kunterbunt und ziemlich politisch

Wild, unzivilisiert und antagonistisch: Die Botschaft, mit der die Festivalmacher des Kulturvereins Protagon e.V. im Frankfurter Ostend die Winterwerft 2019 angehen, zielt deutlich in Richtung Sich-Einmischen. Kritisch und kreativ für die ökonomischen, ökologischen und auch kulturellen Herausforderungen der Zeit.
Größtenteils umsonst und auf Spendenbasis, wie die große Schwester Sommerwerft, aber diesmal nicht draußen, brennt für 14 Tage das Feuer der Gegenkultur mit Tanz, Theater, Performance, Musik, aber auch sinnlichen Geschichten und Gedichten, mit bildender Kunst und Wissenschaft und politischen Diskussionen. Hinterfragt wird auf der Winterwerft theoretisch wie praktisch aber auch das Theater als Institution. Was kann, was soll, was muss politisches Theater heute leisten? Und wie sieht es aus? Für Anschauung ist gesorgt.
Zu zwei langen Wochenenden stehen internationale Gastspiele der verschiedensten Sparten auf dem Kulturgelände an. Wobei die Headliners des Line-ups, wie es in der Festivalsprache heißt, eindeutig aus Italien kommen und hier längst ihre große Fangemeinde haben. Das Ondadurto Teatro ist Dauergast auf der Sommerwerft und mit der Deutschland-Premiere von »Terramia« (21./22.2., jeweils 20.30 Uhr) präsent. Die Gruppe kommt mit dem Stück direkt aus New York, um ein bildmächtiges Spiel über die Rolle des Einzelnen in einer zunehmend von Massenmedien, Nationalismen und Ideologien manipulierten Gesellschaft in Szene zu setzen. Nichts weniger als ein Theaterfeuerwerk steht da an.
Am selben Wochenende (23.2. um 18 u. 20 Uhr/24.2. um 20 Uhr) ist mit der Dresdener »Cie Freaks und Fremde« und ihrem Stück »Carbon – Eine kleine Reise in die Welt der Kohle« im buchstäblichen Sinn Schicht im Schacht. Mit einem Mix aus Schauspiel, Puppenspiel und Lektüre schlägt das Stück einen großen Bogen durch Zeit und Raum von Prometheus bis zu den Folgen des Kohleabbaus für indigene Völker in Kolumbien heute und lässt die Stilllegungsdiskussionen hierzulande gewiss nicht aus.
Am ersten Wochenende der Winterwerft dominieren die tänzerischen Akzente. Die spanische Gruppe HURyCan verbindet bei ihren Choreografien »salVa« und »Asuelto« in einem wilden Crossover Modern Dance mit Elementen der Kampfkunst. Das aus England kommende internationale Performance-Kollektiv »The Dark Mountain Project« wartet mit einem »Dance of the Anthropocene« auf (17.2.) im Mix mit Literatur, Performance und Schauspiel.
Dass es Musikgruppen, darunter das Straßenmusikerduo »Lauscher« mit Waldzither und Singender Säge, aber auch DJs und folglich ausgelassene Tanzpartys gibt (beide Samstage 16. u. 23.2., ab 22 Uhr) war schon angedeutet, aber auch viele kleinere Acts stehen an und ein Verweilangebot mit »Babushka Cafe« und mongolischer Jurte inklusive Holzofen bereit.
Eines der Highlights für Kinder dürfte das Figurentheaterstück »Von Rittern und Fräulein« (15.2. um 10.30 Uhr) von Anja Kania sein, die ihre Zuhörer auffordert, reichlich eigenen Figuren und Lieblingsdinge für ihre anarchische Heldengeschichte mitzubringen. Ein weiteres die Kinderrock- & Elternpop-Band Kater Kati (17.2. um 15 Uhr)
Informiert wird zudem über das EU-Projekt »Contact Zones – Second Edition«, das der »Interaktion zwischen darstellender Kunst, urbanen Räumen, unkonventionellen Orten und Menschen« gewidmet ist. Vom 18. bis 20.2. laden in diesem Rahmen Ondadurto-Darsteller Dario Vandelli und Regisseur Marco Paciotti mit einem Workshop zum einmaligen Blick hinter die Kulissen und auf die Arbeit ihres Teatro ein.
Zu unkonventionellen Orten für ein Festival dürften auch die Samstags-Spaziergänge (je 14.30 Uhr) in der Wetterau von Kultursaat e.V. führen. Das komplette Programm inklusive Workshops, Vorträge und Diskussionen findet sich auf der nachstehenden Homepage. Zur Orber Straße 57 kommt man mit der U4 u. U7 (Haltestelle Gwinnerstraße).

gt (Foto: © Ondadurtoteatro)
Vom 11. bis 26. Februar
www.winterwerft.de

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