Die Schmiere: Effi B. Rolfs fragt uns »Ist das Wald, oder kann das weg?«

Infotainment nennt sich das, was die Schmiere-Chefin Effi B. Rolfs in ihrem ersten Bühnensolo unter dem Titel »Ist das Wald oder kann das weg?« in ihrer Spielstätte am Karmeliterkloster präsentiert. Zugrunde liegt der knapp zweistündigen zweigeteilten Schau mit satirischen Einlagen das leidenschaftliche Engagement der Kabarettistin für die Erhaltung der Wälder. An der Waldakademie des Försters und Autors Peter Wohlleben zur zertifizierten Waldhüterin ausgebildet, ist ihre mit ironischen Liedern, einem Auftritt als Borkenkäfer und kleinen Spiel-Filmchen garnierte Performance vollgepfropft mit Informationen über die Beschaffenheit und Fähigkeiten der Bäume, über ihre ökologische Funktion als Sauerstofflieferanten für das Weltklima und ihre ökonomische für die Forstwirtschaft. Und selbstverständlich weiß Rolfs auch exakt zu benennen, was und wer ihrem großen Anliegen, dass man die Wälder doch einfach mal in Ruhe wachsen und sich regenerieren lässt, entgegensteht.
Es gibt fraglos vieles zu erfahren an diesem Abend. Rolfs leitet ihr Programm ein paar persönlichen Noten über ihre Kindheit beim alleinerziehenden Papa – und damit der Schmiere in den Sechzigern – ein, und zeigt von Beginn an ihr große Passion für die Natur im Allgemeinen, und für Wald und Baum im Besonderen: »Ein Tag ohne Wald, das ist wie Brot ohne Belag«. Also reiht sich viel zumindest den Laien Überraschendes, aber auch manches Hausbackene aus dem Biologieunterricht vor uns auf. Wer weiß schon, dass Bäume über ihr gigantisches Wurzelwerk ein hochsensibles Kommunikationsnetz betreiben, das auch andere Pflanzen einbezieht? Dass eine einzige Buche den Sauerstoffbedarf von 50 Menschen deckt? Dass ein Borkenkäferweibchen 250.000 Borkenkäferchen per anno zeugen kann. Oder aber auch, dass mit der Regierung Rhein in Hessen – Schimpf und Schande über sie – auch uralte Bäume wieder gefällt werden dürfen?
Ein Filmchen mit Rolfs als Luca, das Licht, bringt uns die 300 Millionen Jahre umfassende Geschichte des Waldes nahe. Ihr Borkenkäferauftritt mit Fühlern führt uns über die offiziell als »Rammelkammer« ausgewiesene Brutstätte der Spezies mit der klagenden Mundharmonika von Enrico Morricones »Lied vom Tod« im Ohr direkt ins forstwirtschaftlich gemanagte Siechtum des Waldes von heute. Mit dem liedchenhaften Refrain von »Lächel dir nen Ast« aber schlägt Rolfs die Route eines aufklärerischen Frohsinns ein. Nicht das Drama, sondern die gute Sache steht im Vordergrund. Nicht das deprimierende Bild des Zustands unserer Bäume. sondern der freudige Blick auf die ihnen noch immer innewohnenden Möglichkeiten für uns: auf die, wenn man so will, konkrete Utopie. Dass der die Schmiere-Bühne sonst auszeichnende mit spielerischem Witz servierte Biss und Hintersinn bei so viel mit Herzblut präsentiertem Einsatz unterbelichtet bleibt, sieht man mit dem festen Vorsatz gestärkter Achtsamkeit für die Sache der Wälder geläutert gerne nach.

gt / © Effi B. Rolfs
Termine: 15., 23. März jeweils 20 Uhr
Unter www.einmal.de bietet Effi B. Rolfs auch Waldspaziergänge an.
www.die-schmiere.de

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