Ein Stück nicht etwa R.T. Stevensons oder gar von E.A. Poe, was der Titel suggerieren könnte, sondern wie alle Stücke aller Meister bei der Dramatischen Bühne aus der Feder von Thorsten Morawietz, dem Prinzipal des düsteren Hauses in der Leipziger. Mit, natürlich, Assoziationen an den Shakespeare‘schen Sommernachtstraum (»Lasst mich den Löwen auch spielen« ruft da der Weber Zettel) und Michael Frayns »Der nackte Wahnsinn«. Schließlich untertitelt Morawietz seinen »Jekyll & Hyde« nicht etwa für Anglophile und alle, die es werden wollen, sondern in Referenz an eine gleichnamige britische Komödie, die seit 2012 ununterbrochen in London zu sehen ist: »The Play That Goes Wrong« (Henry Lewis, Jonathan Sayer, Henry Shields) macht in Deutschland unter dem Titel »Mord auf Schloss Haversham« Furore und steht in Wiesbaden seit dem Dezember 2022 auf dem Spielplan.
Und so darf man sich nicht wundern, dass es auch auf der Parkettbühne der Bockenheimer Exzess-Halle eine ganze Weile dauert bis der »VORHANG« endlich »AUF« gehen kann: »HOVRAGN« und »NAVROG« kommen ihm anagrammatisch in die Quere, bis sich das vierköpfige Ensemble endlich zusammengefunden hat, um mit dem Schauspiel im Schauspiel im (Schau-)Spielsaal der Dramatischen Bühne endlich anfangen zu können. Zur Bühnenbild-Tür eines gewöhnlichen bürgerlichen Wohnzimmers mit Schlafcouch geht es raus, zum Fenster hinein in dieser etwas ver-rückten Welt des Theaters, in der – im Spiel – ein Mord aufgeklärt werden soll. Ist die Tote auf der Liege im Zimmer wirklich tot? Und kriegen es die Darsteller auf die Reihe, die Krimigeschichte auf die Reihe zu kriegen?
Uneinigkeiten in der Regie und dem Text (»Setzen Sie sich« »Danke, ich bleibe lieber sitzen«), aber dann ist irgendwann mal klar, was passiert ist. (»Ich blute«, das beweist ein rotes Halstuch), ein Degengefecht à la Hamlet darf nicht fehlen. Jekyll, Hyde und Sherlock Holmes, wieviel Personen sind das eigentlich? Und wer hat jetzt wen oder wie erstochen oder erwürgt? Und was kann eine Leiche noch außer bluten? Im Spiel? Oder – »oh mein Gott«, etwa im Ernst? »Furchtbar, furchtbar« ist das alles, wird mehrmals betont. Jedenfalls bringt die »hoch motivierte Theater-Gurkentruppe«, – so charakterisiert auf dem Programmzettel – um Thorsten Morawietz, Simone Greiß, Julian W. Koenig und Jeannette Treusch ihr Stück zu Ende, mit allem, was dazu gehört, also auch dem Chor der »Kinder des Olymps« und erntet den wohlverdienten Applaus des hoch amüsierten Publikums. Unbedingt reingehen und sich königlich amüsieren!