Ein Novum war und ist diese Ausstellung sowieso: Das Museum für Weltkulturen hat im vergangenen Jahr Kurator*innen der Wanjiina Wunggurr aus der weit abgeschiedenen Kimberley-Region im Nordwesten Australiens gebeten, eine fast 90 Jahre zurückliegende Expedition des Frobenius-Instituts in ihre Heimat zu begleiten und neu zu gestalten. Dabei trat zweierlei zutage: zum einen das Entdecken, Festhalten und quasi Archivieren dieser ganz besonderen Kultur mit ihren religiösen Bräuchen und Riten, zum anderen aber gleichzeitig die Verletzung dieser Bräuche durch genau diese Tätigkeit. Indem Götter »abgemalt« wurden, ohne dazu einen Auftrag eben dieser Götter erhalten zu haben und dazu noch als Frau (wie geschehen) galt als harter Bruch mit der Tradition.
Der Schauspieler Götz Lautenbach hat dazu jetzt einen 80-minütigen Rundgang entwickelt, halb Dokumentartheater, halb Führung. Im Angesicht der 1938 entstandenen Aquarelle und Fotografien der Felsbildgalerien sowie der vielfältigen weiteren Kulturzeugnisse hat er Originaltexte der Forschungs- und Expeditionsberichte, aber auch aus zeitgenössische, vielfach indigene Quellen zusammen gestellt.
Getreu dem Untertitel der Ausstellung »Ein gemeinsamer Blick zurück« unternimmt die zugrundeliegende Textcollage den Versuch, Zitate aus den damaligen Aufzeichnungen Helmut Petris und seiner Mitarbeiter*innen in Dialog zu setzen mit Stimmen der Traditional Owners aus Vergangenheit und Gegenwart, etwa von Janet Oobagooma und Danny Woolagoodja, die sich kritisch mit den Zeugnissen der Forschungsreise von 1938 auseinandersetzten.