»Hello Goodbye« – Kinothek Asta Nielsen: Karola Gramann verabschiedet sich

»Hello Goodbye«, sagt Karola Gramann, die Gründerin der Kinothek Asta Nielsen. Sie lädt vom 12. bis 15. September 2024 anlässlich ihres Rückzugs von der Kinothek zu einem filmischen Rückblick auf 25 Jahre Kinotheksarbeit ein.

Schon vor der Gründung des Filmmuseums zählte Karola zu den regelmäßigen Besuchern des Kommunalen Kinos, das in der damaligen Betonburg des Historischen Museums unser aller filmhistorisches Wissen bereicherte. Im Foyer des Hauses ergab sich manches Gespräch unter den Stammgästen, auch zwischen mir und Karola, die zumeist mit Heide Schlüpmann ins Kino gekommen war. Beide waren begeistert von den großen Klassikern und manchen Entdeckungen aus früheren Zeiten.
Es war dann auch keine große Überraschung, dass beide 1999 die Kinothek Asta Nielsen gegründet haben, die sich vor allem auch um die Wiederentdeckung des feministisch interessanten Filmerbes bemühen sollte, worauf ja auch schon der Name der Institution hindeutete. Asta Nielsen war eine gute Wahl, nicht nur weil sie eine charmante, selbstbewusste Schauspielerin war. Sie gilt auch als der erste weibliche Filmstar in Europa und hat sich zudem als Hamlet in dem gleichnamigen Stummfilm schon lange vor Marlene Dietrich mit männlichen Attributen versehen.
Karola ging und geht es aber nicht nur darum, die eigene Kenntnis von Filmen zu erweitern, sie will auch anderen Menschen, insbesondere den weiblichen Filminteressierten, wichtige Werke zu zeigen. In dem Sehen von Filmen sieht sie eine besondere Art der Produktivität jenseits des reinen Konsums. Zweifelsfrei ist für sie die speziell weibliche Sicht, die in vielen Filmen von Frauen deutlich wird.
Mit ihrer verbindlichen Art hat sie Kontakte zu internationalen Archiven, Institutionen, Kinos und Festivals geknüpft und so beachtliche Filmreihen organisiert und bedeutende Regisseurinnen und Schauspielerinnen der Filmgeschichte wieder in die Öffentlichkeit gebracht, darunter Germaine Dulac (2002), Asta Nielsen (2007), Alice Guy (2012), Elvira Notari (2017).
Nach einer längeren Vorarbeit konzipierte und realisierte sie 2018 zusammen mit Gaby Babić und Heide Schlüpmann das Festival »Remake. Frankfurter Frauen Filmtage«. Nach einer zweijährigen Ko-Leitung der Kinothek mit Gaby Babić, zog sie sich ab 2020 auf eine Teilzeitmitarbeit zurück und war seither als Beraterin, Kuratorin und Archivarin für die Kinothek tätig.
An vier Tagen im September werden einige Filme aus den Retrospektiven der Kinothek zusammen mit Wunschfilmen zu sehen sein. Spielorte sind Pupille – Kino in der Uni, Kino des DFF und das Mal Seh’n Kino. Die Stummfilme werden begleitet von Maud Nelissen. Eine Party mit Gästen steigt am Samstagabend bei Mayer49.

Claus Wecker / Foto: © Gunter Deller
https://kinothek-asta-nielsen.de/programm/hello-goodbye

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