Kellertheater begeistert mit Oscar Wildes »Bunbury – oder wie wichtig es ist, Ernst zu sein«

Eine Verwirrkomödie: Wer kriegt wen warum und wie? Soviel sei schon verraten über den Ausgang dieser »trivialen Komödie für ernsthafte Leute« von Oscar Wilde: Jeder Topf kriegt sein Deckelchen. Und wer ist wirklich wer? Das enthüllt sich erst am Ende in einer längeren Erzählung des Pastors über Herkunft und Verwandtschaftsverhältnisse der Beteiligten: Alles wird gut.
Auf der schwarzen Bühne strahlt ein gelbes Sofa, ein Sessel, ein zierliches Tischchen und ein Teewägelchen: Raum genug für zwei Herren, den langen und schlaksigen John Worthing (oder heißt er vielleicht doch Jack? gespielt wird er jedenfalls, soviel ist sicher, von Daniel Silberhorn) und, etwas kürzer, aber durchaus auch ansehnlich, Algernon Moncrieff (Wolf Gerhardt), sein Freund, eventuell Konkurrent? Oder gar Bruder? Und wer, verflixt noch mal, ist Bunbury? und Ernst? Gibt’s, oder gab’s den überhaupt?
Gwendolen Fairfax und Cecily Cardew jedenfalls, die beiden Mädels, um die es John und Algernon geht, (Esther Garcia und Ines Rafflenbeul, beide absolut überzeugend) wollen im völligen Ernst nur einen, der Ernst heißt, als ihren Künftigen akzeptieren. Was gesprächige Folgen hat, für alle. Denn so geht der amüsante Diskurs hin und her, von der Herkunft zur Abkunft und zurück. Da es aber auch um das Heiraten geht, spielen auch die Worte des Pastors eine wichtige Rolle. Vor allem, wenn der wie Dr. Chasuble (Albrecht Pockrandt, Alexander von Winterstein) selbst in einen solchen Prozess verwickelt ist.
Freilich zeigt die in solchen Haushalten obligate Hauslehrerin Miss Letitia Prism (Doris Enders) dem Pastor, wo es lang geht, wenn sie ihn am Ende in den Ehestand leitet. Und natürlich gehört auch ein absolut perfekter Diener zum vornehmen Haus, den eben auch absolut perfekt – ohne unterwürfig zu wirken! – mit verhaltenem Minenspiel und korrekter Haltung (eine Hand immer auf dem Rücken!) ganz großartig Brigitte Korn in ihrer doppelten Butler-Rolle als Merriman im einen und Lane im anderen Haus verkörpert und damit zum eigentlich alles zusammenhaltenden Element der kompletten Inszenierung wird. Oder führt nicht doch die in auffallendem Rot höchst elegant gekleidete Tante Algernons, Lady Augusta Bracknell heimlich Regie? Stephanie Manz macht das ganz grandios und lässt sich nicht so schnell kleinkriegen im Tohuwabohu.
Für die Kostüme – eine Dame geht nie ohne Hut! – wie auch für die perfekte farbliche Abstimmung von gelb und blau hat hier Ute Rasim überzeugend gesorgt. Alles wird gut zum Schluss, zwar seien, so der Pastor, die Vornamen der zu Verehelichenden nicht akzeptabel – warum auch immer –, aber Hauptsache alle sind oder werden noch rechtzeitig vor der Hochzeit getauft. Und wo ist Bunbury? Das interessiert inzwischen keinen mehr. Vielleicht gibt‘s ihn – die Ausrede für alle Verwirrungen – ja gar nicht …
Und trotzdem ist, wer in diesem Verwirrspiel den Überblick behalten und Oscar Wildes wunderbaren Witz genießen will, bestens aufgehoben bei dieser Inszenierung von Andreas Müller und weitaus besser versorgt als in den überdrehten Aufführungen von Wiesbaden (Strandgut Februar) und Darmstadt (Strandgut April). Zu Recht großer Applaus des sichtlich amüsierten Publikums!

Katrin Swoboda / Foto: © Anja Kühn

Termine 3., 4., 10., 11. Juni, jeweils 20.30 Uhr
www.kellertheater-frankfurt.de

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