Kramer lieben – eine Hommage im MAK

Die Entrümpelung des Blicks

Ferdinand Kramer zu lieben ist heutzutage wesentlich leichter als noch vor ein paar Jahrzehnten, als alle Welt in der architektonischen Postmoderne ertrank. Die leichte schlichte Formenreduktion seiner Architektur und seiner Möbel, die dem programmatischen Pragmatismus des Bauhaus folgte und später die Brücke zu den Nachkriegsjahren schlug, wurzelte in der Idee des Neuanfangs einer demokratischen Architektur, die sich nach dem ersten und dem zweiten Weltkrieg von allem – auch gedanklichen – Schutt befreien wollte. Im städtebaulichen Team um Ernst May hatte er sich für das Neue Frankfurt engagiert, musste im Nazi Regime emigrieren.

Nach seinem Exil in den USA kehrte Kramer im Jahr 1952 auf Bitten von Max Horkheimer nach Frankfurt zurück, wo er als Baudirektor der Goethe-Universität zwischen 1952 und 1964 insgesamt 23 Universitätsgebäude und deren Innenausstattung entwarf – vom Regal bis zum Stuhl. Sein baulicher Asketismus prägte über Jahrzehnte das Leben auf dem universitären Campus, doch nur fünf seiner Bauten wurde der Denkmalschutz zuerkannt. Aber eines ist klar: Das Stichwort „Moderne“ erweist sich in seinem Fall als sehr flexibel. Seine pure, quasi entrümpelte Formensprache wird nie an Modernität verlieren.

Das Museum für Angewandte Kunst widmet Ferdinand Kramer zu seinem 125. Geburtstag jetzt eine 14 Tage währende multiperspektivische Hommage, die sich aus mehreren Modulen zusammensetzt. Kernstück und Ausgangspunkt bilden die hauseigene Sammlung von Objekten, die von mehreren Führungen erschlossen wird. Dazu gibt es Architekturführungen u.a. zum Campus Bockenheim und nach Westhausen. Am 4.11. dreht sich einen Tag lang alles um den Architekten: man kann einen Couchtisch nachbauen, Filmvorführungen, eine Podiumsdiskussion und ein Konzert miterleben.

as
Kramer lieben, Objekte. Architektur. Film. Kunst. Gespräch, vom 4.11.–19.11.
https://www.museumangewandtekunst.de

 

 

 

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