Krummes Gemüse – Die Augen essen mit

In einem Comic von Walter Moers sagt das Kleine Arschloch: »Äugen essen mit«. Im Supermarkt lächelt das »schöne« Obst den Kunden an und animiert ihn zum Kauf. Dreibeinige Möhren, fleckige Kartoffeln oder Äpfel mit Höckern wie Krebsbeulen bleiben bereits auf dem Feld oder der Obstwiese liegen, werden vom Bauern als Viehfutter und zur Energiegewinnung aussortiert oder landen im Müll. Das macht einen erheblichen Teil der Ernten aus.

In Deutschland werden große Mengen an Lebensmitteln vernichtet, ca. 12 Millionen Tonnen pro Jahr, obwohl ihr Zustand einwandfrei ist. Der Wunsch nach absoluter Frische, ein schlecht planbares Überangebot oder sinkende Nachfrage sind Gründe, warum Hersteller und Händler qualitativ hochwertige Lebensmittel wegschmeißen.

Lieferketten als Problem
Obst und Gemüse aus dem Supermarkt legen einen langen Weg zurück, z. B. aus Almeria und Alicante nach Hessen, bis es in den Regalen landet, denn die Lieferkette reicht von Vermarkter und Großhandel bis hin zu Verpackungsbetrieben und Verteilern. So viele Stationen finden einige StartUps total ineffizient. Sie kaufen Gemüse und Obst direkt vor Ort, verpacken selbst und versenden eine 100% Bio-Box deutschlandweit zum Verbraucher.

Das Gemüse und Obst kommt von Bio-Landwirten, die bereits beim Anbau auf umweltschonende Methoden achten. Die Landwirte können sich auf ihren nachhaltigen Anbau konzentrieren, denn obwohl dieser Bioversandhandel »etepetete« heißt, pfeift er auf ästhetische Vorschriften und nimmt alles vom Feld – egal ob krumm oder schief.

Die Solidarmöhre: »Retten Sie unser krummes Gemüse«
Unter diesem Motto hat Querbeet auf dem Pappelhof, das Projekt Solidarmöhre ins Leben gerufen. Zum Hintergrund: Schon in der letzten Saison hat der Pappelhof 50.000 kg Möhren mehr zu Tierfutter abwerten müssen als im Vorjahr. Auch wenn sie optisch nicht dem Traumbild einer perfekten Möhre entsprechen, stehen sie diesen in nichts nach, sie sind rundum gesund und knackig frisch.
»Mit dem Projekt ›Solidarmöhre‹ haben Sie als Kunde nun die Möglichkeit, ein wichtiges Zeichen zu setzen und sich solidarisch zu zeigen gegenüber unseren Erzeugern und dem Arbeitsaufwand, der in jeder geernteten Möhre steckt, sei sie nun kerzengerade oder krumm und schief.«

Lebensmittelketten testen
Auch die Lebensmittelketten fangen an sich zu bewegen, z. B. Kaufland. Das Einzelhandelsunternehmen setzt sich gegen Lebensmittelvernichtung ein und nimmt Obst und Gemüse mit »optischen Mängeln« ins Sortiment. Unter dem Titel »Die etwas Anderen« werden ausgewählte Obst- und Gemüsesorten zu günstigeren Preisen angeboten.
In einer Testphase werden zuerst Äpfel, Karotten und Kartoffeln in über 240 Filialen in Baden-Württemberg, Bayern und im Saarland, sowie im südlichen Hessen und Rheinland-Pfalz angeboten. Nach erfolgreicher Testphase sollen »Die etwas Anderen« deutschlandweit zur Verfügung stehen.

sp

Querbeet – Bio Frischvermarktung GmbH
Pappelhof, Dorheimer Str. 107, 61203 Reichelsheim
www.querbeet.de/Aktion-Solidarmoehre/

etepetete GmbH
Nymphenburger Straße 86, 80636 München
www.etepetete-bio.de

https://yes-we-can.farm/startups-gegen-lebensmittelverschwendung/
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/auswaehlen-zubereiten-aufbewahren/lebensmittel-zwischen-wertschaetzung-und-verschwendung-6462

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