»Messer« im Kulturclub schon schön Mainz

Schon auf ihrem ersten, 2012 erschienenen Album klang die Band Messer aus Münster viel älter, als sie sind. Diese Musik sehnte sich zurück in eine Zeit, als sich Bands wie Blumfeld oder die Kolossale Jugend anschickten, von Hamburg aus das Vokabular der deutschen Popmusik zu erweitern.
Bis heute tönen Messer dringlich, packend, unbarmherzig. Ein treibender Bass, ein kraftvoll-trockenes Schlagzeug, der Minimalismus des Postpunk von Sonic Youth oder Shellac, aber auch die Improvisationen von Can oder brüchige Reste der Neuen Deutschen Welle, der Fehlfarben etwa, schimmern hier durch die Lieder. Monotonie ist ihnen Genuss, nervöse Rhythmen gehören zum Spiel.
Im Mittelpunkt ein Mann, der ein wenig an Ian Curtis von Joy Division erinnert, schon in der Art, wie er das Mikrofon umklammert. Mehr aber noch ist der Münsteraner Germanist – der auch als Bildender Künstler etwas zu sagen hat – ein Wiedergänger des jungen Mark E. Smith, wenn er bellt und schreit, über den Zustand der Welt. Diese ist nicht immer schön, im Gegenteil – das muss jede Generation aufs Neue erfahren.
Das alles zusammen ist: Messer. Ihre Musik beginnt zu kreisen, fiebrig, wütend, mal fragil, dann destruktiv, zersplitternd. Melodien gibt es auch, nur die verstecken sich bei Messer gerne mal hinter scharfkantigen Gitarren, die sich bei manchen Stücken ins Eruptive steigern. Ihre Texte handeln von Depressionen, von Abkehr, von Weltflucht. »Ich will nur einen Raum mit einem Plattenspieler« singt Hendrik Otremba. Und man glaubt ihm das. Seit einigen Jahren erweitern Messer mit viel Gespür und Wissen ihr Repertoire, wie auch das neue Album »Kratermusik« wieder zeigt. Dub und Funk wuchern in ihren Sound ein – das kann man jetzt im schon schön live erleben!

Marc Peschke
Di., 18.3., 20 Uhr, Kulturclub schon schön, Große Bleiche 60–62, 55116 Mainz, 06131/8929843, www.schon-schoen.de

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