Von außen Minimalismus, innen kühle Pracht: Das gerade eröffnete Museum Reinhard Ernst (rme) in Wiesbaden vollzieht durch sein architektonisches Konzept schon rein äußerlich eine Kehrtwendung zur großbürgerlichen Jahrhundertwende-Ästhetik seiner Umgebung auf der Wilhelmstraße: Strahlend weiße Kuben als Kontrast zur großbürgerlichen Dekor-Entfaltung.
Es dürfte eines der bedeutsamsten Privatmuseen in Deutschland sein – und werden. Der Unternehmer Reinhard Ernst hat über Jahrzehnte Kunst mit dem Schwerpunkt abstrakter Expressionismus aus dem USA sowie deutsche und europäische Nachkriegskunst gesammelt, die unter dem Schlagwort Informel zusammengefasst werden – rund 1.000 Objekte dürften es mittlerweile sein. Und dass das Museum an so prominenter Stelle und in Nachbarschaft zum Hessischen Landesmuseum errichtet wurde, ist auch einer Bürgerbeteiligung an der Entscheidungsfindung zur Grundstücksnutzung zu verdanken.
Damit ist eine prominente Lücke im Reigen der übrigen Museen gefüllt, die sich anderen Schwerpunkten verschrieben haben. Im rme sind bekannte, berühmte und zu entdeckende Künstler*innen zu sehen, sie mag man als prachtvollen Spiegel des Geschmacks des Sammlers sehen. Unter den Kunstwerken findet man u.a. Arbeiten von Eduardo Chillida, Frank Stella, Lee Krasner, Katharina Grosse, aber auch der Frankfurter Gruppe Quadriga, die sich unmittelbar nach den Kriegsjahren gründete und internationale Kunstströmungen aufsog, von denen man während der Nazi-Diktatur abgeschnitten war.
Dass nicht nur die USA und Europa im Mittelpunkt der Sammlung stehen, beweist die erste Sonderausstellung »Fumihiko Maki und Maki & Associates: Für eine menschliche Architektur«, die dem Japaner Maki gewidmet ist. Er hat auch den Museumsbau entworfen, seinen ersten in Europa.