Open-Air-Theater in hessischer Mundart

Barock am Main: »Die lusdischen Weiber von Griesheim« – Komödie nach William Shakespeare

Ritter Hannes von Wampach ist fett, nicht mehr der Jüngste und außerdem pleite. Aber er kann immer noch jede Frau haben. Glaubt er jedenfalls. Also macht er sich an die verheiratete und vor allem reiche Frau Horn aus Griesheim ran. Doch da gerät er an die Falsche! Er wird samt Schmutzwäsche in den Fluß gekippt, in Frauenkleidern aus dem Haus gejagt und im mitternächtlichen Wald gepiesackt. Nebenbei bringen Frau Horn und ihre Tochter Ännchen den krankhaft eifersüchtigen Herrn Horn zur Raison und verschaffen Ännchen aus einem Kreis ziemlich dämlicher Bewerber einen flotten Bräutigam. Aus der Themse wird im Handumdrehn der Main, aus London wird Frankfurt, aus Sir John Falstaff wird Ritter Hannes und am Ende lachen »die lusdischen Weiber von Griesheim«.
Das Sommer-Theaterfestival Barock am Main steht für heiteres, geistreiches Open-Air-Theater in hessischer Mundart, dessen stilistisch es Repertoire vom tragischen Pathos bis zur komödiantischen Geste, von der geschliffenen Pointe bis zum grotesken Slapstick reicht. Das Festival findet in diesem Jahr an der »Westcoast« in Frankfurt-Griesheim statt. Das ehemalige Industriegelände bietet einen spannenden Kontrast zum barocken Theaterspektakel, findet Festivalleiter Michael Quast.

Strandgut: Sie mussten ja zuerst den Bolongaro-Palast und dann auch ihre Ersatzspielstätte, die Höchster Porzellanmanufaktur, verlassen. Viele Fans des Festivals warteten gespannt darauf, ob und wie es weitergeht. Wie sind Sie schließlich in Griesheim gelandet?
Michael Quast: Wir wollten im Frankfurter Westen bleiben, das war auch der Wunsch der Stadt, die uns finanziell unterstützt. Die »Westcoast« war ein Tipp von einem Theaterfan, der Kontakt hatte zur BEOS AG, die das Griesheimer Industriegelände bebauen wird. Wir haben‘s angeschaut und gleich gedacht: Hier funktioniert das und das Publikum wird es mögen.
Strandgut: Ihre feste Spielstätte ist die Volksbühne im Großen Hirschgraben mit dem denkmalgeschützten Cantatesaal. Zuletzt haben Sie dort »Die Großherzogin von Gerolstein«, eine Operette von Jacques Offenbach, aufgeführt – mit aufwändigen Kostümen und sogar mit einem kleinen Orchester auf der Bühne. Ist das Festival unter freiem Himmel für sie dann normales Tagesgeschäft oder gibt es hier ganz andere Herausforderungen?
Michael Quast: Tagesgeschäft ist das Festival ganz und gar nicht! Open Air zu spielen, über 20 Vorstellungen am Stück, das ist mit dem Theaterbetrieb im festen Haus nicht zu vergleichen. Das ganze Drumherum zu organisieren und dann jeden Abend zu einem besonderen Ereignis zu machen, dafür brauchts ein gutes Team und – gutes Wetter! Und wenn es regnet, bauen wir das einfach in die Vorstellung mit ein.
Strandgut: Und wie sind Sie auf die Idee gekommen, Shakespeare zu »frankfurterisieren«? Wie fiel die Entscheidung für »Die lustigen Weiber von Windsor«?
Michael Quast: Wir haben ja schon immer die Komödien von Molière und anderen Autoren aus dem 16. und 17. Jahrhundert nach Frankfurt verlegt, nicht nur sprachlich. Man konnte sich immer vorstellen, dass die Figuren z.B. hochnäsige Frankfurter waren oder einfältige Leutchen aus dem Umland, die sich in der großen Stadt beweisen wollten. Bei Shakespeares »Lustigen Weibern« ist das genauso. Es ist übrigens Shakespeares einziges »bürgerliches« Stück, bei dem es nicht um Adelsfamilien oder Könige geht, sondern um einfache Leute – das passt, fanden wir, noch am ehesten in das rauhe Ambiente an der Stroofstraße.

Foto: © Anke Techentin
Vom 3. bis 27. Juli 2025
»Westcoast«, Frankfurt Griesheim
Stroofstraße, Höhe Nr. 35
www.barock-am-main.com

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