Frankfurts Volksbühne fliegt ins Karmeliterkloster mit »Feuer! De Maa brennt« und vor die Paulskirche mit »Dem Volk seine Rechte«
Nach einer ausgiebigen Osterpause meldet sich die ehedem fliegende Volksbühne im Großen Hirschgraben zwar schon Ende (28.) April fulminant mit Deutschlands schlechtestverkaufbaren Comiczeichnern Haucke & Bauer zurück (Frühleser schaffen das noch), ihre erste Premiere geben die sesshaft gewordenen Theatermacher des Hauses allerdings nicht daheim im Cantatesaal, sondern aus gegebenem Anlass im Kreuzgang des Karmeliterklosters, halb im Freien also und halb nicht. Schließlich geht es vor und in der historischen Kulisse um authentische Frankfurtgeschichte, um Straßenkampf und Revolution. »Feuer! De Maa brennt« heißt das neue selbstverständlich im Lokal-Idiom verfasste Mundart und Street-Art vereinigende neue Stück des Hausautors Rainer Dachselt, in dem es um nicht weniger als den versuchten Aufstand gegen die Paulskirchenversammlung im September 1848 geht. Wer weiß, ob die geplanten Feiern und Reden zum anstehenden 175-jährigen Jubiläum des ersten Demokratieversuchs nicht noch einmal umgeschrieben werden müssen? Verfasst ist die mit Revolutionären, Reaktionären, besorgten Schoppepetzern und drei frechen Musikanten besetzte Groteske nämlich auf Basis historischer Berichte, Biographien und nicht zuletzt Verhörprotokollen aus dem »Peinlichen Verhöramt«. »Wer hat die Pläne für den Umsturz geschmiedet, Wer ist schuld am Tod von zwei Abgeordneten? Was hat Annette aus Ginnheim mit all dem zu tun? Und wer ist Henrike, die Frau mit dem Regenschirm?«, lauten die Fragen, denen in der Regie von Michael Quast mit überraschenden Folgen nachgegangen werden wird. Der auch für die Bühne verantwortliche Maestro der Volksbühne gehört zusammen mit Ulrike Kinbach, Gabriel Spagna, Andreas Jahncke und Randi Rettel auch zum Ensemble, das mit den beiden letzteren zugleich die Nähe von Freier Szene und Volksbühne bezeugt.
Die Revolution bleibt freilich nicht im Kreuzgang stehen. Vor der Paulskirche performt die Fliegende Volksbühne vom 18. bis 21. Mai mehrmals nachmittäglich mit »Dem Volk seine Rechte! Die Nationalversammlung tagt.« eine 20-minütige Collage aus Originalzitaten zu und aus den Tagungen des Paulskirchenparlaments, sowie Liedern der 48er Revolution.
Zum revolutionären Aufwärmen gibt es daheim im Großen Hirschagraben überdies in der Reihe »Bei uns zu Gast« einen Abend mit Jörg Bonge, dem Autor des 48er Romans »Die Flamme der Freiheit«. Sandra Kegel unterhält sich mit ihm.