Schauspiel Frankfurt zeigt »Don Quijote« mit Holger Stockhaus in der Titelrolle

Schon Heinrich Heine sah »Don Quijote« von Miguel de Cervantes als ersten modernen Roman und für viele gilt er als der beste jemals geschriebene der Weltliteratur. Für den Schauspieler Holger Stockhaus, der in der Frankfurter Inszenierung der 1605 und 1615 veröffentlichten Abenteuer des »scharfsinnigen Edelmannes Don Quijote de la Mancha« den Protagonisten spielen wird, ist es zugleich der erste postmoderne. So spiele Cervantes mit der Urheberschaft des Romans, indem er behauptet, lediglich Aufzeichnungen aus arabischen Quellen wiederzugeben. Offen bleibe in seinem vielschichtigen Werk auch das Verhältnis von Fiktion und erzählter Realität. Ob die phantastischen Erlebnisse dieses Ritters von trauriger Gestalt nicht doch als Traumbilder und Kopfgeburten, kurzum: Fake zu nehmen sind, ob Don Quijote als romantischer Träumer, dogmatisch Besessener, kritischer Geist, Vorbote der letzten Generation oder gar als ein Clown agiere, der uns den Spiegel vorhält, darüber gebe es so viele Meinungen wie Leser. Sehr viel zeitgemäßer und aktueller, folgert Stockhaus, könne man diese zwischen Monty Python und Samuel Beckett angesiedelte Figur kaum zeichnen.
»Eine Steilvorlage für das Theater« sieht mithin das Schauspiel in diesem Stoff. Was ist Schein, was ist Wahn, was ist Wirklichkeit? Und: Wer ist dieser Windmühlen für Riesen haltende Don Quijote überhaupt? werden sich demzufolge auch die Besucher fragen. Die anstehende Adaption von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann gibt denn auch mehr als augenzwinkernd vor, »sehr frei nach Cervantes» zu verfahren.
Das mit so eigenwilligen wie hintergründigen Komödien besonders in Düsseldorf erfolgreiche Regieduo bestreitet sein Frankfurt-Debüt mit einer eigenen Fassung für ein lediglich dreiköpfiges Ensemble, das Sebastian Reiß und Christina Geiße in allen weiteren Rollen komplettieren. Dass zu diesen an der Seite von Sancho Panza, dem mutmaßlichen Wallach Rosinante und Panzas Esel – neben anderen – auch die im Roman nie erscheinende angebetete Dulcinea del Toboso gehört und ihr Auftritt ein völlig neues Licht auf ihren Verehrer wirft, sei schon mal verraten. Mehr aber auch nicht. Nur noch vielleicht, dass uns Steffi Bruhns Bühne in die heiße La Mancha Zentralspaniens versetzt und man sich schon mal auf »Gracias de la Vida« einstimmen kann.
Holger Stockhaus, nicht zuletzt auch im Film und Fernsehen (»Friesland«) unterwegs, ist als Gastschauspieler nicht zum ersten Mal in Frankfurt präsent und war zuletzt in Sebastian Hartmanns Inszenierung von Schnitzlers »Traumnovelle« und in Alexander Eisenreichs »Der große Kunstraub« zu sehen. Heimische Theater-Fans werden gewiss auch seine großartige Performance in der Gogol-Komödie »Der Revisor« erinnern, deren ersten Akt Stockhaus mit dem Streitgespräch eines gefühlten Dutzends dörflicher Honoratioren mit je eigenem Dialekt, Marotten und Gebrechen auf nackter Bühne im Alleingang bestritt. In extremo vergnüglich.

Winnie Geipert / Foto: Holger Stockhaus, © Nils Schwarz
Termine: 12., 14., 21., 31. März, jeweils 19.30 Uhr
www.schauspielfrankfurt.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert