»Sonnenplätze« von Aaron Arens

Frisch vom Münchner Filmfest kommt diese Komödie in die Kinos. Für das Drehbuch hat ihr Autor und Regisseur Aaron Arens den Förderpreis Neues Deutsches Kino erhalten. Und tatsächlich trägt sein Spielfilmdebüt dazu bei, den schlechten Ruf deutscher Filmkomödien etwas aufzubessern.

Die Maibaums, von denen der Film »Sonnenplätze« handelt, sind eine Literatenfamilie. Vater Jo (Niels Bormann) hat einen bekannten Roman geschrieben, seine Frau Sybille (Juliane Köhler) leitet einen Verlag, der jugendliche Sohn Frederick (Jeremias Meyer) ist mehr der Musik zugewandt: er soll ein großer Pianist werden. Im Mittelpunkt des Geschehens steht aber die ältere Tochter Sam (Julia Windischbauer), die gerade die Arbeit an ihrem ersten Roman beendet hat.
Weil sie es blöd findet, von ihrer Mutter verlegt zu werden, hat sie sich den Verlag ausgesucht, der das Buch ihres Vaters herausgibt. Doch dort gibt man sich hochnäsig und schmettert Sam erst einmal ab. Da auch in diesem Fall ein Ungemach nicht alleine kommt, muss sie die Wohnung ihres auf Trennung bedachten Freundes Olli (Vincent Redetzki) räumen.
Mit Sack und Pack schlägt sie in der Wohnung ihrer schon lange geschiedenen Mutter auf, die sich einen jüngeren Liebhaber zugelegt hat. Marc (Jeremy Mockridge) ist noch damit beschäftigt, sich in der Familie Respekt zu verschaffen. Aus dem unruhigen Haus flüchtet Sam gemeinsam mit ihrem Bruder in das elterliche Ferienhaus auf Lanzarote, wo beide unverhofft Jo antreffen, der gerade auf nervige Wachteln schießt.
Jo ist ein alternder Patriarch, dem sein Reich abhanden gekommen ist (das war die Ausgangsidee des Films). Nach dem Bestseller-Erfolg seines Buches hat er nicht mehr viel zustande gebracht. Weil ihm jetzt die Mittel ausgegangen sind, hat er sich heimlich in dem Urlaubsdomizil niedergelassen, das unter der Verwaltung seiner Ex steht.
Die kommt auch prompt mit ihrem neuen Freund an, um nach dem Rechten zu sehen. Es entwickelt sich eine bittere Abrechnung vor allem unter den einstigen Ehepartnern, aber auch zwischen der dominanten Sybille und ihrer Tochter. »Ich freu’ mich jedenfalls, dass wir mal alle hier wieder zusammen sind in unserem Haus«, kommentiert Jo ironisch beim gemeinsamen Essen.
Wie bei so vielen Familienkonflikten geht es auch in diesem Film ums Geld. Sybille will das Haus verkaufen und hat schon einen Makler beauftragt. Jo würde es kaufen, benötigt dazu aber Geld. Das erhofft er sich, wenn der Roman seiner Tochter unter gemeinsamer Autorenschaft erscheint. Denn nur mit seinem bekannten Namen wäre ein Verkaufserfolg gesichert. Kein Wunder, dass Sam der Urlaubsspaß vergeht.
Viel hängt von den Schauspielern ab. Die gleich mehrfach frustrierte und beleidigte Sam wird vom Nachwuchstalent Julia Windischbauer eindrucksvoll gespielt. Der theatererfahrene Niels Bormann legt einen famosen Patriarchen hin, der widerwillig in den zweifelhaften Genuss seiner Familie kommt. Und auch die anderen Mitwirkenden wirken glaubhaft in dem Ensemblespiel, das zur Freude des Kinopublikums kein Fettnäpfchen auslässt.
Nach Auskunft des Regisseurs, der zusammen mit Lukas Loose das Drehbuch verfasst hat, trägt die Handlung stark autobiografische Züge. Er finde sich besonders in der Figur der Sam wieder. Demgegenüber tritt die Rolle Lanzarotes als sonnenverbrannter Sehnsuchtsort eher in den Hintergrund (die Flüchtlingsprobleme dort bleiben ausgeklammert). Die musikalische Untermalung am Anfang lässt Schlimmes befürchten, bleibt aber ein Ausrutscher in dieser durchaus sehenswerten deutschen Filmkomödie.

Claus Wecker / Foto: © Filmwelt Verleihagentur/Maverick Film
>>> TRAILER
Sonnenplätze
Komödie von Aaron Arens, D 2024, 93 Min.
mit Julia Windischbauer, Juliane Köhler, Niels Bormann, Jeremias Meyer,
Jeremy Mockridge
Start: 22.08.2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert