Ein Open-Air-Konzert mit freiem Eintritt eröffnet schon am 31. August auf dem Georg-Büchner-Platz die neue Spielzeit des Darmstädter Staatstheaters. Das Hausorchester und Mitglieder des Opernensembles unter der Leitung von Kapellmeister Johannes Zahn werden das Publikum mit Musik aus den anstehenden Produktionen einstimmen – mit Rossini, Verdi, Gluck, aber auch Charlie Chaplin.
Ob es auch Auszüge aus Verdis »Macbeth«-Oper geben wird, wissen wir nicht. Denkbar freilich wäre es, steht doch die literarische Vorlage von William Shakespeare Pate für eine spektakuläre Spielzeitpremiere im Großen Haus. »Macbeth« ist Shakespeares düsterste Tragödie und erzählt von Machtgier, Verführbarkeit und dem Bruch mit der Zivilisation. Durch dunkle Prophezeiungen verführt stürzen Macbeth und seine Lady Schottland in ein Regime des Terrors. Das Chaos, das der Königsmörder auslöst, bereitet ihm statt Macht und Ruhm den eigenen Untergang.
Dem eigens auf der Hinterbühne platzierten Publikum will die Inszenierung von Mizgin Bilmen nichts weniger als einen wörtlich zu nehmenden Blick in die Abgründe bieten. Mit metertiefen Schächten, die sich unmittelbar zu seinen Füßen öffnen, und Sichtlinien auf über 100 Meter soll Sabine Mäders Bühne den Zivilisationsbruch im Zentrum ihrer Shakespeare-Adaption demonstrieren. Bühne und Zuschauersaal verschmelzen zu einer riesigen Seelenlandschaft, in der Shakespeares Figuren in einem erbarmungslosen Machtkampf aufeinandertreffen. Den Hexen, so viel vorweg, hat die Regisseurin eine zentrale Rolle zugedacht.
»Macbeth« wird die erste von erstmals drei Schauspiel-Inszenierungen im Großen Haus, mit denen die neue Schauspielleitung unter Alexander Kohlmann zugleich ihr Credo unterstreicht, große Stoffe und kraftvolle Regiehandschriften zu realisieren. Tolstojs »Krieg und Frieden« und Tschechows »Kirschgarten« werden hier folgen.
Die zweite Premiere der von Intendant Karsten Wiegand mit dem Frage-Motto »Worauf hoffen?« als rotem Faden umgarnten Spielzeit wird die »installative Performance« mit dem Titel »Butchposition« sein. Unter der Regie von Sascha Malina Hoffmann beschäftigt sich das an Leslie Feinbergs 1993 erschienenem Roman »Stone Butch Blues« angelehnte Stück mit Erzählungen und Erinnerungen queerer Identitäten.