Studio Naxos: Eleganz aus Reflex zeigt »Macht endlich das Licht an!«

Die in der Frankfurter Judengasse mit Mayer Amschel Rothschild (1744–1812) anhebende Geschichte der legendären Bankiersfamilie Rothschild war schon vor über 100 Jahren ein ergiebiges Thema für die Bühnen und selbst für die Kinos noch bevor es Tonfilme gab, nicht viel später sogar für ein Musical. Auf heimischen Bühnen waren die Rothschilds zuletzt im Volkstheater mit Liesel Christ unter dem Titel »Die fünf Frankfurter« (Carl Rössler, 1911) zu erleben – als Komödie.
Die Regisseurin Carolin Millner geht mit ihrem Projekt Eleganz aus Reflex eigene Wege und erzählt auf Basis ihrer bis in die Gegenwart reichenden eigenen Recherchen und von Autobiographien in »Macht endlich das Licht an!« die Geschichte der Familie als europäische Familiensaga. »Fiktiv, aber nah an den Fakten erzählt der choreografierte Theaterabend von Verantwortung, Zerwürfnissen und Solidarität über Generationen hinweg. Im Mittelpunkt stehen vier Geschwister, die sich alle auf ihre Weise nach einem Ausbruch aus den Erzählungen sehnen, die man sich von ihnen und ihrer Familie macht. Sie flüchten in die Natur, in die Kunst oder in den Jazz, betreiben Politik, leisten Widerstand und versuchen, eine innerlich zerrissene Familie zusammenzuhalten. (…) von der Emanzipation aus dem Frankfurter Ghetto zu prosperierendem Wohlstand bis zum Überlebenskampf gegen den Vernichtungswillen von außen.
Als Spiel im Spiel greift der Abend in einer Art jüdischer Buddenbrooks-Variante die letzten 200 Jahre der Familie auf, reflektiert Verantwortung, Zerwürfnisse und Solidarität über Generationen hinweg, seziert aber auch den Blick einer Außenwelt, die sich ihre Meinung längst gebildet hat und hinter dem Namen Rothschild keine Individuen, sondern die eigenen Erklärungsmuster bestätigt sehen will.« Auf der Bühne werden Mariann Yar, Lisa Heinrici, Mareike Hein und Markus Bernhard Börger zu sehen sein.
Im Rahmenprogramm »Rothschilds – demystified« ist zur Matinee »Ask a real live Rothschild« am 6. Oktober der Rabbiner, Kabarettist und Herausgeber Dr. Walter Rothschild im StudioNaxos zu Gast. Am 9. Oktober gibt es nach der Vorstellung eine Diskussion »Ist Kapitalismuskritik ohne Antisemitismus möglich?«
Überdies ist das Publikum aufgefordert, persönliche Sammlungen, von Briefmarken über Schlüsselanhänger und Postkarten bis hin zu Eisstielen und Radiergummis mitzubringen, – alles sei willkommen. Ist die Sammlung unhandlich oder nicht transportierbar, dürfe auch ein Foto mitgebracht werden.

gt / Foto: © Arda Funda
Termine: 4., 5., 10., 12., 13. Oktober, 20 Uhr; 9. Oktober, 19 Uhr
www.studionaxos.de

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