Liest sich fast wie die nächste Folge einer Thrillerserie – und ist es gewissermaßen auch: Der neue Audiowalk »un_sicher« von Jan Deck und Marie Schwesinger führt zu markanten Orten im öffentlichen Raum, die für Geschichte, Entwicklung und Gegenwart der Frankfurter Polizeibehörde von Bedeutung sind, und fragt nach der politischen Verfasstheit der Institution heute im Lichte der gesellschaftlichen Entwicklung. So, wie sich uns die Frankfurter Polizei in der jüngeren Vergangenheit darbietet, war sie nicht immer.
Ausgangspunkt der Recherche ist die Drohbriefserie »NSU 2.0«, die seit dem August 2018 in mehr als 100 Fällen gegen Personen und Institutionen gerichtet war, die sich öffentlich gegen den Rechtsradikalismus in Deutschland engagieren. Adressiert wurden überwiegend Frauen, davon viele mit Migrationshintergrund. Einige der Informationen, die für diese Schreiben verwendet worden sind, lassen sich nur aus den Datenbasen der Polizei erfahren. Eine Spur führte dabei zu einem Computer im 1. Polizeirevier auf der Zeil in Frankfurt, eine andere zu rechtsradikalem Chatgruppen in den Reihen der Frankfurt Polizei.
Sind Phänomene wie der »NSU 2.0« oder rechtsradikale Chatgruppen nur ein Randphänomen, oder sind sie eine Gefährdung der Demokratie? Wie kann die Institution Polizei anders gedacht werden, um eine Gesellschaft zu ermöglichen, in der wir ohne Nachteile verschieden sein können? Wie utopisch erscheint die Idee einer Gesellschaft ohne Polizei? Und wie sehr ist die Stadt Frankfurt am Main und ihre Geschichte geprägt von polizeilichen Institutionen? Interviews mit Experten und Betroffenen sollen dazu beitragen, diesen Fragen differenziert nachzugehen. Schwesinger und Deck haben bereits 2021 den Audio-Walk »Der Rache nicht« über Schicksale verfolgter Frankfurter Künstler und Künstlerinnen im NS-Staat realisiert.