Theaterhaus Frankfurt: Figurentheater Eigentlich setzt Susanne Straßers Bilderbuch »So weit oben« in Szene

Es sind vertraute Dinge des Alltags und aus der Kinderstube, mit denen das Figurentheater Eigentlich alias Birte Hebold seine Geschichten für Kinder ab zweieinhalb Jahren aufbereitet. Es benutzt dafür ein paar Bauklötzchen, verschieden große Pappkartons, die gestapelt einen hohes Haus ergeben, und einen kleinen Tierpark in Plüsch: aus Bär, Hund, Affe, Frosch, Schwein und Hase! Und ein paar Sachen mehr aus Küche und Hausflur. Den Soundtrack dazu liefert der Musiker Martin Lejeune, der das Geschehen mit jazzig virtuosem Spiel auf seiner auch perkussiv genutzten E-Gitarre verwebt. Lejeune ist ein kongenialer Partner mit Melone, der bei allem, was hier folgt, immer mitgedacht gehört.
Erzählt wird die Geschichte des Bilderbuchs »So weit oben« von Susanne Straßer, die davon handelt wie sich Tiere zusammenfinden, um an einen superleckeren Kuchen mit Kirsche zu gelangen, der ganz, ganz oben im Fenster eines hohen Hauses steht. Der Bär kommt von so weit unten allein nicht heran, merkt er schnell, und der Hund, der bald auftaucht, erst recht nicht. Die tolle Idee, sich wie die Bremer Stadtmusikanten aufeinander zu stellen, bringt Bär und Hund zwar höher, aber noch lange nicht hoch genug. Mit jedem neuen Tier, das sich zu ihnen gesellt, kommen sie dem Kuchen näher und näher, gäbe es da nicht kurz vor dem Zugriff eine Überraschung.
Lust, Hoffnung, Enttäuschung und der Mut, sich zusammen immer wieder etwas Neues zu überlegen, wechseln einander ab in dieser spannenden und glücklich endenden Geschichte, bei der zu guter Letzt selbst für die Zuschauer, ein Stückchen vom Kuchen abfällt. Aber das ist bei weitem nicht alles, worauf sich die Besucher bei dem von Katryn Schyns inszenierten dreißigminütigen Stück freuen können. Sie erleben nämlich auch, wie man mit den einfachsten Mitteln großartig spielen kann.
Zu Beginn steht nur eine große – proppenvolle – Kiste mitten im Raum. Aus den Kartons und Kartönchen, die Hebold dort herausholt und erstmal mit allen zählt, entsteht nach und nach das Haus. Auch jedes der in ihrem Theaterspiel auftauchenden Tiere wird von der Puppenspielerin mit einfachsten Dingen zum Leben erweckt. Ein brauner wollener Bettvorleger, den sie sich überhängt, verwandelt Hebold zum tapsenden Bär, eine Ohrenmütze mit Waschlappenschnauze und einem Staubwisch wird zum schwanzwedelnden Hund und – ganz phantastisch – ein knallgrünes Handtuch mit rosarotem und hellblauen Sauglappen zum Frosch, dessen erbärmliches Quaken aus Lejeunes Gitarre gezaubert wird.
Auch wenn Hebold demnächst das Stück mal mit einem Posaunist probieren will, und man gespannt sein darf, was nach der Umbesetzung aus den Wünschen, Enttäuschungen und unerwarteten Wendungen rund um die Jagd auf den leckeren Kuchen wird, ist bei den Aufführungen im Theaterhaus immer Martin Lejeune im Einsatz.

Winnie Geipert (Foto: © Andreas Humburg)
Termine: 26. August, 11 Uhr; 27. August, 9 + 11 Uhr
www.theaterhaus.de

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