Theaterperipherie im Bockenheimer Titania zeigt »Tür zu!«

Eine dreigeteilte Bühne – oder besser: viergeteilt: mittig nach vorne gerückt ein großer Raum, darin zwölf Apfelsinenkisten, die alles sein können, Wand, Tisch, Bett. Und auch darin ist ein weiterer Raum mit gläserner Wand und seitlich einer massiven Tür – doch dazu später. Rechts und links sind noch zwei kleinere Spielorte eingerichtet, und nach hinten hin weitet es sich ins unendliche Blau …
Hier wohnt die Nachbarin Silvia (Silvana Morabito): eine »weise« Frau vielleicht? Jedenfalls ein Zufluchtsort hinter einer – der einzigen – festen Tür. Man muss anklopfen, bevor man eingelassen wird. Und sie hinter sich schließen – Tür zu! Hier, bei Silvia, holt man sich Rat und Hilfe.
Rechts von der Hauptbühne: ein schmaler Gang, darin zwei verhüllte Frauen, den Rücken zum Publikum, in Wartestellung. Links ist Platz für drei Männer, jeder mit etwas anderem beschäftigt. Einer schreibt in ein dickes Buch … das ist Emrah, der Dichter (Emrah Erdogru). Neben ihm spielt Mo (Deniz Altunbas) auf der Saz, dem bei uns Langhalslaute genannten populären türkischen Saiteninstrument, während Toij (Danyal Soltanizadeh) vehement und ausdauernd das Boxen trainiert.
Im Hintergrund: weiter Blick auf eine leere blaue Fläche, mit großen bunten Kreisen auf dem Boden. Räume für Erinnerungen öffnen sich später darauf und werden erzählt, im Wechsel mit Geschehnissen im Hier und Jetzt, und mit dem, was derart unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Geschichten und Bedürfnissen, die der Zufall zueinander führt, zusammenhalten kann: Spielen, Tavli, Fußball und, eben auch, das Dichten als Lebenshilfe. Emrahs Gedicht »An all die verlorenen Seelen« (Lyrik: Fatima Kamboua, Silan Akkoyun) zeugt davon.
Aber auch für die Mädchen rechts öffnet sich die Tür der Nachbarin: Hazal (Saima Malik) kann endlich so lange und weit laufen wie sie will und tut das dann auch! Für Büsra (Büsra Demir) ist jetzt Meditation, Atmen, Laufen und Handy-benutzen möglich. Und das Tragen eines knallroten Kopftuches – aber nicht mehr als Zwang! Als dann endlich der Entschluss gefasst wird, dass die trennende Tür zu Silvias Raum wegmuss – ein Stromausfall kann manchmal auch sehr hilfreich sein – begegnen sich alle, feiern endlich gemeinsam ein Fest der Freundinnen, der Freunde, der Freude, und, vor allem, der Freundschaft.
Die Bühne hat Gerd Friedrich eingerichtet, Regie führt Ute Bansemir, die zusammen mit Lisa Preugschat auch für den Text verantwortlich zeichnet. Der Besuch lohnt sich für alle, allein, zu zweit oder in Gruppen. Die Tür dazu steht weit auf!

Katrin Swoboda / Foto: © Seweryn Zelazny
Termine: 26. April, 10 + 19.30 Uhr
www.theaterperipherie.de

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