Vor exakt fünf Jahren hat die Theaterperipherie eine Stückfassung des Romans »Illegal« von Max Annas aufgeführt, der tödliche Folgen des strukturellen Rassismus thematisiert. Dabei geht es um Kodjo Awusi, einen jungen, illegal in Berlin lebenden Afrikaner, der als Zeuge eines Mordes, weil er in der Nähe des Tatorts gesehen wurde, zum Verfolgten und am Ende getötet wird. Die Regie führte Hannah Schassner, mit an Bord war neben Ali Napoé als Kodjo auch die spätere und heutige Grünen-Politikerin Mirrianne Mahn in der Rolle der mit Kodjo befreundeten Betreiberin eines Friseursalons, der sich auf krauses Haar spezialisiert hat und als Teil der Berliner Gegenkultur auch ein Treffpunkt von Menschen ist, die den deutschen Alltag tendenziell gewaltförmig erleben.
Hannah Schassner und Mirrianne Mahn haben im Zuge der Beschäftigung mit diesem Stück unter dem Label »yellowdressproud-actions« eine Folgefassung mit dem Titel »Issa versus Illegal« erstellt, die das Geschehen aus Sicht der Friseurin darstellt. In ihrem sich keineswegs nur auf den Roman beziehenden Monolog, der schon im Februar 2019 uraufgeführt worden ist, bezieht Mahn alias Issa in unmittelbarer und direkter Ansprache an das Publikum auch den Alltag von Fremden und ihre Erfahrungen in Deutschland mit ein. Die nicht zuletzt der Corona-Krise geschuldete Dernière erlebt diese Aufführung zwei Tage nach dem Anschlag von Hanau (19. Februar 2020), auf den Mahn denn auch eindringlich Bezug nahm. Die Erfahrung dieses Traumas liegt der neu entstandenen aktualisierten Version »Issa versus 2020« zugrunde: »Im Hinblick auf das, was seither passierte, und denen zu gedenken, die nicht mehr mit uns kämpfen können«, wie es das Team der Theaterperipherie formuliert.
Theaterperipherie: Mirrianne Mahn ist »Issa versus 2020«
