Theaterperipherie zeigt »Sieht man was? Ein Stück über Periode«

Auch die sogenannte »Neue Frauenbewegung« der Siebziger fing mal so an: Selbstuntersuchungen mit eigenem Spekulum waren angesagt, der klitorale Orgasmus wurde entdeckt, und die wunderbare Colette Magny, inzwischen schon 20 Jahre tot, besang ihre Vagina (»Mon Vagin«). Vieles, das damals provokativ war, ist selbstverständlich geworden, doch manches, was zur weiblichen Sexualität gehört, ist nach wie vor tabuisiert. Die Menstruation, das monatliche Blut aus der Vagina, gehört dazu. Auch die Titelfrage »Sieht man was?« umschreibt mehr, als sie benennt. Denn dieses »es« mag zwar die Grundlage der menschlichen Fortpflanzung sein, aber … darüber spricht man immer noch nicht.
Eigentlich wäre es genauer und treffender, hier ein »bisher« einzufügen, denn die Mädels von der Theaterperipherie – Büsra Demir, Noemi Engels, Selma Müller-Sieslak und Weronika Barzowski – reden über nichts anderes. Sie zitieren und veräppeln die Werbung für Tampons und Binden, sie verwandeln Scham in Stolz, Lachen und Rap, befassen sich durchaus lustvoll und kritisch mit PMS (wie, Sie wissen nicht, was das heißt? Prämenstruelles Syndrom, angeblich (!) von Esssucht, Süßigkeitenwahn, albernem Lachen und/oder grundlosem Weinen begleitet). Sie zitieren die BusenPoBauch-Hashtags, die es neuerdings so gibt, und präsentieren eine wunderschöne, glitzernde Vulva inklusive blütenartiger türkisfarbener Klitoris, zur Freude des – ja, nun hauptsächlich, aber nicht ganz ausschließlich weiblichen Publikums. Nichts ist peinlich an dieser Performance, die musikalisch auf hohem Niveau begleitet wird mit Songs von Billie Ellish, Ariana Grande (das könnte die mit dem schwarzen Pferdeschwanz sein!), Lizzo und der deutschsprachigen Rapperin Shirin David, alles der Rezensentin bis dato unbekannte Namen der Szene.
Magdalini Savvidou und Ewgenija Weiß, verantwortlich für Konzept und Regie, haben die Darstellerinnen unter anderem aus der Theater-AG der Gutenbergschule in Frankfurt rekrutiert. Weiter so! möchte man ihnen zurufen. Nicht nur für Schulklassen (ab der 8. Klasse vielleicht?) ein lohnender Besuch! Der meiste Beifall kam aus den Jungensreihen …

Katrin Swoboda (Foto: © Nena Sawidou)
Termin: 26. Januar, 15 Uhr (Im Doppel mit »Sagt der Walfisch zum Thunfisch«)
www.theaterperipherie.de

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