Vierteilig vielseitig und politisch poetisch

Gallus Theater:
Delattre mit »Impact«
Carlos Dias Torres mit »It is Quiet in Hell«

Man wundert sich immer wieder. Wenn das Tanzfestival Rhein-Main seine großen Schleifen dreht über die gesamte Region, dann macht es an vielen Tanzspielstätten Halt, nur nicht im Frankfurter Gallus Theater. Umso mehr haben die Tanzfans davon. Denn die Bühne in den Räumen der einstigen Adlerwerke steht zim November zunächst als Frankfurter Standbein und zweite Homebase der Delattre Dance Company im Licht der Öffenlichkeit. Das von Stéphen Delattre geleitete Mainzer Ensemble bringt seinen Ballett-Abend »Impact« zur Stadtpremiere. Ein vierteiliges Programm, das in gut anderthalb Stunden Arbeiten der international renommierten Choreografen Kevin O’Day, Douglas Lee und von Stéphen Delattre zu Kompositionen von Davidson Jaconello und Milko Lazar in einer Bandbreite von modernem neo-klassischen bis hin zum zeitgenössischen Tanz zeigt. Mit dabei in der neunköpfigen Tanzgruppe ist einmal mehr die großartige Mélanie Andre.
Ein zweiter HJöhepunkt aber wird die Premiere »It is Quiet in Hell« des Choreografen Carlos Días Torres sein. Das Stück für fünf Tänzer*innen ist inspiriert von den Versen und Perspektiven des peruanischen Dichters Cesar Vallejo (1892–1938). Torres Inszenierung spielt in der herausfordernden und doch hoffnungsvollen Zeit der 1920er Jahre in Peru, die von der Diktatur, sozialistischen Bewegungen und den Forderungen der ausgebeuteten indigenen Bevölkerung nach Gerechtigkeit geprägt war. Die Choreografie erforscht Vallejos einflussreiche Stimme in der spanischsprachigen Literatur durch Bewegung, Gesten und gesprochene Dialoge. Im Fokus steht dabei die Zeit zwischen 1920 und 1923 – von seiner Inhaftierung in Peru bis zur Emigration nach Paris.
Die Szenen werden mit Hilfe verschiedener musikalischer Genres, hybrider Tanzstile, die zeitgenössischen Tanz mit traditionellen und populären Tänzen kombinieren, Gedichtlesungen und gesprochenen Szenen entwickelt.
Das einstündige Stück behandelt Themen wie Multikulturalismus, Migration und den Kampf für soziale Gerechtigkeit. Inspiriert von Vallejos Perspektive und seiner künstlerischen Innovation, versucht diese Produktion, eine Tanztheatersprache zu finden, die Empathie für Themen hervorruft, die über Europas Grenzen hinausgehen, aber uns alle betreffen.

gt / Foto: Delattre: »Impact«, © DDC
Termine »Impact«: 8., 9. November, 20 Uhr; 10. November, 19 Uhr
Termine: »Quiet in Hell«: 28.–30. November, 20 Uhr
www.gallustheater.de

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